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MedienScreen # 274 [Green Alliance]

[Fundstück] “Quellen-TKÜ: Grüner Schulterschluss gegen den Datenschutz“, politplatschquatsch.com, 31. März 2021 –

(…) Sie starteten als Bürgerrechtspartei, waren gegen die Volkszählung, gegen die Allmacht des Staates, dagegen, dass Geheimdienste und Polizei auf die Daten der Bürger zugreifen können und für einen Datenschutz als Selbstverteidigungsrecht des Menschen gegen eine kapitalistische Spionageindustrie, in deren Mühlen individuelle Geheimnisse, Vorlieben und Schwächen gnadenlos vermarktet werden. Dann aber schnupperten die Grünen am Moschus der Macht. Die in den 80er Jahren entstandene Bürgerrechtstradition der Grünen verblasste, die paar Bürgerrechtler aus der DDR, die übernommen worden waren, alterten aus den Führungsgremien und mit dem ungeliebten Namenszusatz “Bündnis 90“ verschwand auch die Reserviertheit einem Staatsverständnis gegenüber (…)

Dort herrscht der Glaube vor, der Bürger sei für den Staat da, denn schließlich erwarte der Bürger, dass der Staat ihm das Leben schön mache. Im Gegenzug für diese politische Dienstleistung müsse er dulden, dass die staatlichen Institutionen über ihn wissen, was es zu wissen gibt. Anständige Menschen hätten schließlich nichts zu verbergen!

Die Grünen hatten diesbezüglich Skrupel, denn in ihren jungen Jahren waren sie es, die unter der Lupe der Ämter, Verfassungsschützer, der Polizei und Staatsschützer lagen. Der unendlichen Gier der Staaten nach Daten stand die grüne Partei ebenso skeptisch gegenüber wie der Digitalisierung. Wo immer eine neue Möglichkeit für Behörden aufschien, sich eines neuen Datenbestandes zu bemächtigen oder gar einen ganz neuen Bestand zu erschaffen, nörgelten die Grünen, sie sprachen von Missbrauch und Übergriffigkeit, die eines Tages außer Kontrolle geraten werde (…)

Der Traditionsbruch mit der grünen Geschichte geschah unmerklich (…)

[Mit Dank & Gruß an PPQ und dortselbst im vollständigen Original, von MeyView zitierend sanft korrigiert.]

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Notabene – Der Zitator [OM] ist, als damals amtierender Stadtrat in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden sowie Regionalbüroleiter einer Bundestagsabgeordneten, – einen Tag nach dem Bielefelder ’Kriegsparteitag’ 1999 – einst aus der Partei Bündnis 90/Die Grünen ausgetreten.

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MedienScreen # 260 [Singsanggedichtliches. Ambivalent maskiert?]

[Fundstück] “Pandemie-Poesie: Ich trage eine Maske“, politplatschquatsch.com, 12. November 2020 –

Ich trage eine Maske,

und diese Maske ist grau.

Es ist die Alltagsmaske,

die Vater trug schon in blau.

Die Maske ist niemals gefallen,

obwohl sie den Leugnern missfiel.

Sie nervt nun weiter uns alle,

doch sie dient ’nem höheren Ziel.

Ich trage eine Maske,

das Grauen der Epidemie.

Es hat meine Alltagsmaske

auch etwas von Anästhesie.

Und wenn sie auch stört beim Atmen,

so kram’ ich sie doch stets wieder vor.

Auf dass wir uns alle gut schützen

wie Angie schon mehrfach beschwor.

Ich trage eine Maske,

und diese Maske ist grau.

Es ist die Alltagsmaske,

die uns alle beschützt so genau.

Das Virus hat die Politik ermächtigt,

zu Lockdown, Krediten und mehr.

Drum vorwärts ihr Bürger nun fügt euch,

bis erlahmen all die Querdenkeeeer.

*Ich trage eine Maske – nach der Melodie “Ich trage eine Fahne“*

[Mit Dank & Gruß an PPQ und dortselbst im vollständigen Original.]

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(Kleiner Satyr, Pirna, 2020 – Foto: A.M.)

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– Nachschiebsel –

(…) Ach, hätten doch Kneipen geöffnet, man könnte sich alles schönsaufen. Aber nur die Kirche ist geöffnet, Gott ist systemrelevant, und ich schenke Jesus eine Maske, dass er gesund bleiben möge. Es ist ja so schon alles ein Kreuz.

Wolfgang Schaller, Kolumne “Satirischer Nachschlag“, Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 21. November 2020

MedienScreen # 259 [Tagesthemliche Ärzte]

[Fundstück] “Staatspunk: Die Ärzte im Oktoberklub“, politplatschquatsch.com, 25. Oktober 2020 –

Was passt besser in eine Pandemie als Ärzte in der Spätnachrichtensendung, umgeben von aktuellen Zahlen und warnenden Mahnungen zum weiteren Seuchenverlauf? Im neunten Corona-Monat war es soweit: Die Ärzte eröffneten die “Tagesthemen“ … ordentlich ironisch in schwarzen Anzügen und weißen Hemden, dünne schwarze Binder um den Hals und aus ihren spätkapitalistischen Instrumenten die Erkennungsmelodie der Sendung wringend […]

[tagesschau @ YouTube.com, 23. Oktober 2020]

[…] Punk war das nie, weil Punk immer auch mit Wut und Ohnmacht zu tun hatte. Der Pop der Ärzte aber rebellierte nicht mit einem zynischen “God save the queen, the facist regime“, das auf Deutsch übersetzt womöglich “Danke, Merkel!“ lauten würde. Sie waren die braven Partisanen vom Amur, ÖPNV-Rebellen mit Bahnsteigkarte, gut Freund mit dem Establishment […]

[…] Heute formuliert es Hoffnung für Monika Maron, für Uwe Steimle und vielleicht sogar für Xavier Naidoo, die alle noch errettet werden können. Und sei es mit solchem Scherzrock, der Walter Ulbrichts großen Beatmoment zitiert: “Man braucht Liebe und ruhig Blut, denn mit Liebe wird am Ende alles gut (Oh yeah)“ […]

[Mit Dank & Gruß an PPQ und dortselbst im vollständigen Original.]

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MedienScreen # 258 [Fußball und COVID-19. Sieg! Sieg! Sieg?]

[Fundstück] “Das Corona-Regel-Rätsel: Saisonziel Durchseuchung“, politplatschquatsch.com, 22. Oktober 2020 –

(…) das … ist nicht keine Grundschulklasse in Neubrandenburg, kein Kindergarten und kein Altenheim in Essen. Es ist auch keine Kreisligamannschaft, die nach einem Corona-Fall geschlossen ins Seuchenlager einrücken muss. Der Ball muss rollen, weil Netflix allein nicht in der Lage ist, der Öffentlichkeit das Ablenkungspotenzial zu bieten, das eine corona-verunsicherte Gesellschaft kurz vor einem erneuten und diesmal freiwilligen Lockdown benötigt (…)

So einfach ist das, wenn es um viel Geld geht oder um das Wohl des ganzen Landes. So wenig groß scheint auf einmal die Gefahr, dass jemand das Virus weiterverbreitet, weil er selbst nicht merkt, dass er es hat. Auch die Unzuverlässigkeit der Virentests spielt dank der weitsichtigen Sonderregeln der Uefa und der Bundespolitik für die Corona-Saison keine Rolle. Positive Corona-Tests innerhalb einer Mannschaft führen nicht zu Spielabsagen. Gemeinsame Sitzungen mit einem Virenspreader genauso wenig. Solange mindestens 13 Spieler noch laufen können und der Rest des Kabinetts regieren kann, im Fußballfall muss darunter mindestens ein Torwart sein, wird das Spiel am geplanten Spieltag ausgetragen.

Der Ball muss rollen, damit der Rubel rollt (…)

Brennpunkte der Virenweitergabe bleiben … die Orte, an denen die Behörden seit Wochen, Monaten und Stunden mit einer verschärften Maskenpflicht gegenhalten: Supermärkte, Straßen und Plätze, Parks und überhaupt alle Orte im Freien, an denen die geltenden Abstandsregeln nicht so penibel eingehalten werden können wie auf dem Fußballplatz.

[Mit Dank & Gruß an PPQ und dortselbst im vollständigen Original.]

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(Screenshot Twitter: O.M.)

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MedienScreen # 257 [Deutscher Perlenhochzeitstag?]

[Fundstück] “3. Oktober: Ein Staat wie frisch gefallener Schnee“, politplatschquatsch.com, 3. Oktober 2020 –

(…) Wer heute bei Google “Gründung Bundesrepublik“ eingibt, bekommt eine nicht nur Historiker überraschende Auskunft: Danach wurde die Bundesrepublik am 3. Oktober 1990 gegründet.

Alles vorher ist weg, erst ab da beginnt es richtig mit diesem “Deutschland“, das sich vor dem Stichtag “Bundesrepublik“ oder aber “DDR“ nannte, weil “Deutschland“ nur Rechtsradikale sagten, die heute “Rechtsextreme“ genannt werden. Inzwischen hat sich das grundlegend geändert, mit dem Verschwinden des Deutschland davor ist das Deutschland danach an die Stelle dessen getreten, was zuvor eventuell gewesen sein könnte (…)

[Mit Dank & Gruß an PPQ und dortselbst im vollständigen Original.]