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Nazi-Demo versus Christopher-Street-Day?

Leipzig. Nach verschiedenen Medien-Berichten plant der Hamburger Rechtsextremist Christian Worch am 21. Juli in der westsächsischen Stadt offensichtlich den Versuch einer Neu-Auflage seiner vordem etwas ins Hintertreffen geratenen Aufmärsche.

Bereits vor gut zwei Wochen meldete die Leipziger Volkszeitung, dass Christian Worch mit seinen rechtsextremistischen Kameraden aller Couleur “voraussichtlich am 21. Juli in Leipzig“ erneut eine Demonstration durchzuführen beabsichtige. Zum 1. Mai diesen Jahres hatte Worch erstmals seit vielen Jahren seine fast schon obligatorische eigene Anmeldung für einen Aufmarsch in Leipzig zurück gezogen, um gleichzeitig für diesen Tag die NPD-Demonstration in Dortmund zu unterstützen.

Mittlerweile berichtet auch die Dresdner Morgenpost von einem geplanten Nazi-Aufmarsch am 21. Juli, “ausgerechnet an dem Tag, an dem in Leipzig traditionell hunderte Schwule den Christopher-Street-Day (CSD) begehen wollen“. Darstellungen von so genannten Sicherheitsexperten zufolge könnte der Worch-Aufzug zudem “die Hinrichtungen (21. Juli 1944) der Hitler-Attentäter würdigen wollen“. Das bisher bekannt gewordene Nazi-Demo-Thema für den 21. Juli lautet “Arbeit in der Heimat für gerechten Lohn“.

Der zuständige Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal erklärte bezüglich des sich scheinbar ämterintern bereits mehr als nur andeutenden Nazi-Aufzuges, die Stadt Leipzig sei derzeit “in der Prüfungsphase, ob ein Verbot oder zumindest Auflagen möglich sind“. Aktuell wird bisher für den Leipziger 21. Juli weder vom sich so betitelnden Freien Widerstand, noch von Christian Worch selbst – dessen letzte Online-Neuigkeit immerhin auf den 1. Mai datiert – mobilisiert.

[Dieser Artikel wurde am 14. Mai 2007 bei redok veröffentlicht.]

Holger Apfel auf Kurs der NSDAP

Dresden. Innerhalb von drei Tagen beweist der NPD-Fraktionsvorsitzende im Sächsischen Landtag wiederholt, in wessen Geistes Gefolgschaft er sich und seine Kameraden sieht.

Erst am 9. Mai hatte Holger Apfel im Dresdner Landesparlament die Feststellung, dass unter scheinbarer Ägide von “überfremdungspolitischen Ungeheuerlichkeiten der schwarz-rot-gelb-grünen Volksabwickler“ das Ziel verfolgt werde, eine “entwurzelte Masse ethnokultureller Kastraten … schaffen“ zu wollen, auf das rechtsextrem-populistische Schild seiner Partei gehoben. Dabei führte der “’Wohlstandsnazi’ Apfel“ (Telepolis) unter anderem aus:

“… Wer nur noch – völlig unterschiedslos – ’Menschen’, aber keine Deutschen mehr kennt, den kann es auch nicht empören, wenn er in westdeutschen Großstädten verarmte deutsche Rentner in Mülleimern nach Pfandflaschen angeln sieht, während hinter ihnen staatsalimentierte orientalische Großfamilien oder arrogante Wohlstands-Neger daherstolzieren! Für wen das alles nur unterschiedslos ’Menschen’ sind, der vermag das schreiende Unrecht dieser Alltagsszene aus der ’Bunten Republik Deutschland’ nicht mehr zu erkennen …“

In der heutigen Landtagssitzung folgte nunmehr durch Holger Apfel eine “Verhöhnung von Gegnern der Nazi-Diktatur“ (n-tv). Der NPD-Fraktionsvorsitzende befand das 1933 stattgefundene Eintreten der damaligen SPD gegen das so genannte NSDAP-Ermächtigungsgesetz als “peinlich“. Zudem habe der Abgeordnete Otto Wels die Folgen dieses Gesetzes damals lediglich – so Apfel – als “larmoyant bejammert“. In besagter Rede gegen das NSDAP-Ermächtigungsgesetz hatte Wels seinerzeit unter anderem betont:

“… Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht … Wir Sozialdemokraten wissen, dass man machtpolitische Tatsachen durch bloße Rechtsverwahrungen nicht beseitigen kann … Aber auch das Rechtsbewusstsein des Volkes ist eine politische Macht, und wir werden nicht aufhören, an dieses Rechtsbewusstsein zu appellieren … Wir deutschen Sozialdemokraten bekennen uns in dieser geschichtlichen Stunde feierlich zu den Grundsätzen der Menschlichkeit und der Gerechtigkeit, der Freiheit und des Sozialismus. Kein Ermächtigungsgesetz gibt Ihnen die Macht, Ideen, die ewig und unzerstörbar sind, zu vernichten …“

In einer ersten Reaktion auf den erneuten Eklat-Auftritt von Apfel stellte der Abgeordnete Johannes Lichdi (Bündnis 90/Die Grünen) fest, die NPD-Fraktion “hat sich in der heutigen Landtagssitzung offen zu ihren nationalsozialistischen Wurzeln bekannt“. Der bündnisgrüne Parlamentarier betonte, die Rede von Otto Wels erinnere stets an die Verpflichtung, “die neuen Nationalsozialisten auf das Härteste zu bekämpfen“. Dagegen schlössen “die zynischen Bemerkungen Apfels unmittelbar an die Häme Adolf Hitlers in derselben Reichstagssitzung an. Offenbar identifiziert er sich mit den damaligen Nationalsozialisten“, so Lichdi.

[Dieser Artikel wurde am 11. Mai 2007 bei redok veröffentlicht.]

Polizei-Revier blockiert

Rochlitz. Offensichtliche Sympathisanten des verbotenen Sturm 34 haben in der Nacht zum 6. Mai augenscheinlich versucht, einen ihrer Kameraden aus dem Polizeigewahrsam freizupressen.

Wie die Dresdner Morgenpost berichtet, beschwerten sich am Samstag Abend Anwohner aus der Rochlitzer Lindenstraße über Party-Lärm. Bei einer daraufhin erfolgenden Polizei-Kontrolle widersetzte sich vor Ort ein “aggressiver und pöbelnder 16-Jähriger“ den Beamten, die ihn daraufhin mit zur Polizei-Wache nahmen.

Kurze Zeit später marschierten dem Bericht der Morgenpost zufolge “fünf junge Frauen und Männer“ im Alter von 17 bis 23 Jahren vor dem Polizei-Revier auf. Dort blockierten sie zunächst die Einfahrt und versuchten auf das Gelände der Wache vorzudringen. Schließlich in den Räumen der Wache selbst “verlangten sie hartnäckig die umgehende ’Freilassung’ ihres Freundes – und wollten das Haus auch nicht mehr verlassen“. Wegen Nichtbefolgen der daraufhin gegen sie ausgesprochenen Platzverweise wurde die gesamte Gruppe in Polizeigewahrsam genommen. Mit Anzeigen wegen Ruhestörung konnten sich die sechs Jugendlichen am Sonntag Morgen wieder vom Polizei-Revier entfernen.

Nach Angaben einer Polizeisprecherin gegenüber der Dresdner Morgenpost sollen die Jugendlichen zwar nicht zum “harten Kern“ der am 26. April vom sächsischen Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) verbotenen rechtsmilitanten Kameradschaft Sturm 34, mithin allerdings “zum weiteren Umfeld gehören“. Ausgehend von zumindest einem Sturm 34-Sympathisantentum der so auffällig gewordenen Gruppe ermittelt nunmehr der Staatsschutz. Bereits kurz nach erfolgtem Sturm 34-Verbot wurden in Mittweida Anzeigen wegen des Verstoßes gegen das Vereinsgesetz erstattet sowie Platzverweise erteilt. Bislang findet sich hinsichtlich der Vorfälle in den Nachtstunden zum 6. Mai allerdings aktuell weder auf der Internetpräsenz des Polizeireviers Rochlitz, noch bei der Polizeidirektion Sachsen eine offizielle Verlautbarung.

[Dieser Artikel wurde am 7. Mai 2007 bei redok veröffentlicht.]

Rechtsextreme stören Israeltag

München. Die Festveranstaltung des in mehreren bundesdeutschen Städten begangenen Israeltages wurde in der bayrischen Landeshauptstadt von rund einem Dutzend Neonazis gestört.

An der Feier des diesjährigen Münchner Israeltages – I Like Israel – nahmen am 3. Mai nach Polizeiangaben rund 400 Menschen teil. Wie die Polizeidirektion München weiter mitteilte, störte gegen 18.20 Uhr eine Gruppe von “durchwegs schwarz gekleideten Personen aus dem rechtsextremistischen Spektrum durch antisemitische Rufe und Zeigen des ’Hitlergrußes’ die Veranstaltung“ auf dem Odeonsplatz. Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung sollen die Rechtsextremisten dabei die Fest-Bühne gestürmt und unter anderem “Juden raus aus Palästina“ skandiert sowie eine iranische Flagge enthüllt haben.

Durch Polizeikräfte wurden daraufhin 12 Personen vorübergehend festgenommen, “darunter zwei hinreichend bekannte Rechtsextremisten“. Wie ddp darüber hinaus berichtete, würde es sich bei allen Festgenommenen um dahingehend “polizeibekannte Männer“ handeln. Während neun der vermutlich an der Störung beteiligte Personen nach erkennungsdienstlicher Behandlung sowie erfolgten Wohnungsdurchsuchungen wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen sind, wurden drei Tatverdächtige dem Haftrichter vorgeführt. Die Verhafteten werden laut der Süddeutschen Zeitung wegen Volksverhetzung und Verbreitung verfassungswidriger Kennzeichen angeklagt.

[Dieser Artikel wurde am 6. Mai 2007 bei redok veröffentlicht.]

Kameradschaftliche NPD

Dresden. Unmissverständlich solidarisieren sich die sächsischen Nationaldemokraten mit den so genannten Freien Kräften. Deren Militanz aus der Vergangenheit scheint dabei keine Hemmschwelle mehr darzustellen.

Seit dem 25. April wird nunmehr auch auf der Homepage des NPD- Landesverbandes Sachsen “Freiheit für Martin Schaffrath!“ gefordert. Bis dahin war davon eher auf Internetseiten und in Foren der Freien Kameradschaftsszene zu lesen. Besagter Schaffrath sitzt nach einer Razzia wegen des Verdachtes auf Weiterführung der verbotenen Skinheads Sächsische Schweiz seit dem 4. April in Haft.

Unter offensichtlich hilfsweiser Bezugnahme auf Schaffraths noch gar nicht so lange Mitgliedschaft bei den Jungen Nationaldemokraten (JN), befindet die NPD Sachsen “die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft“ gegen Schaffrath als “völlig aus der Luft gegriffen“. Gleichzeitig attestieren die Nationaldemokraten der Justiz, der Vorgang als solcher würde “einen regelrechten Repressionsexzess darstellen“. Zur weiteren Unterstützung “für den inhaftierten Familienvater“ wurde seitens der sächsischen NPD ein Spendenkonto eingerichtet. Für Informationen “über die Situation von Martin Schaffrath“ wird von der NPD-Webseite abschließend auf eine soligruppe politischer gefangener von Freie Offensive Sachsen verwiesen.

Schon kurz nach der Verhaftung von Schaffrath, dessen Ursprünge in der Hammerskin-Szene verortet werden, initiierte die Freie Offensive Sachsen – unter augenscheinlich unrechtmäßiger Verwendung eines bei redok veröffentlichten Bildes – die besagte Aktion “Freiheit für Martin – Solidarität jetzt!“. Für den Internet-Auftritt von Freie Offensive Sachsen zeichnet der militante und mehrfach verurteilte Rechtsextremist Ronny Thomas verantwortlich. Deutlicher und offizieller kann nationaldemokratisch-kameradschaftliche Nähe kaum noch werden.

[Dieser Artikel wurde am 28. April 2007 bei redok veröffentlicht.]