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Ex-UD-Capo. Ein Buch …

Kann ein 368-seitiges Buch seriös auf einen Satz reduziert werden?

“Wir müssen uns gegen den schleichenden Untergang wehren, statt das nächste Bier aufzumachen“ (Stefan Lehmann in CAPO – Meine Stimme für Dynamo Dresden).

Ein Buch, in dem dessen Schreiber und sein Co-Autor glauben, ihrer fußballsportlich wohl eher erlebnisorientierten Zielgruppe in einer Fußnote beispielsweise den Terminus ’Riot’ erklären zu müssen. Näher erläuternde Fußnoten im gedruckten Werk gibt es nicht wenige. ’Ernest Hemingway’ beispielsweise, für welche Leserschaft auch immer.

Aber erst einmal sacken lassen das Produkt von Stefan “Lehmi“ Lehmann, Ex-Capo von Ultras Dynamo (UD), schriftstellerisch gemeinsam zusammengebastelt mit Co-Autor Jens “Jente“ Knibbiche, aufgelegt im Burkhardt & Partner Verlag, erstvertrieben durch Blickfang Ultra. Ein emotionales Buch, ohne Frage. Ein gutes?

(Wie stolz sich das liest … – Foto: O.M.)

Möge die geneigt printlesewillige (Fan)Gemeinde, Sonnenbrillen absetzend, selbst ihr imaginäres Basecap vor dem Werk ziehen – oder auch nicht -, und über die eigentliche Rolle des Co-Autors weiterhin grübeln, anyway. Ein gelungenes Gesamtwerk?

Aus einer entfernt Magdeburger Ecke wurde, eher ironisch, angemerkt, “Notfalls schiebst es halt auf den Maggi Co-Autor“, subjektiv und solo. Von einem vormals durchaus intimen Kenner der Materie aus Dresden raunte es, “Der Zielgruppe ’Lehmi uffn Zaun’ wird’s gefallen“, solo und subjektiv.

Wie gesagt, emotional ist das Buch, ohne Frage. Ob weniger oder mehr Außenstehenden eine seriös tiefgreifendere Wertung zusteht, bleibt eine der offenen Fragen.

Acta est fabula – Prost?

Post Scriptum –

“… Sorry, dass ich das so platt formuliere. Aber Lehmi will ja damit keinen Literaturpreis gewinnen. Zumindest erwähnte er bisher noch nix davon …“ (’Nachschuss von Martin Wirthgen’ in CAPO – Meine Stimme für Dynamo Dresden).

Post Post Scriptum –

“Meine Geschichte endet an dieser Stelle. Es gibt andere Träume, die ich mir erfüllen möchte … Kонец (’Was ich erlebt habe, gibt’s in keinem Russenfilm!’)“ [Stefan Lehmann, Jahrgang 1985].

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Des Laudators [OM] erste ’Begegnung der dritten Art’ datiert auf den 12. April 1975 im Rudolf-Harbig-Stadion (RHS).

Finitum.

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Ex-UD-Capo. Stefan Lehmann. Ein Buch ist erschienen …

Zum Heimspiel von Dynamo Dresden gegen den 1. FC Union Berlin in der diessaisonalen rasenballsportlich zweiten Fußball-Liga war diese Buch-Premiere für den 7. April exklusiv angekündigt worden. Hinter dem K-Block im Rudolf-Harbig-Stadion (RHS). Einige Vorbestellerinnen und Vorbesteller fanden ihr Exemplar – beliefert durch den Vertrieb von Blickfang Ultra – bereits am vorangegangenen Freitag im eigenen Postkasten.

Das Werk CAPO – Meine Stimme für Dynamo Dresden von Stefan “Lehmi“ Lehmann, dem einstigen Capo von Ultras Dynamo (UD), hat also das Licht der Welt erblickt. Fabriziert gemeinsam mit Co-Autor Jens “Jente“ Knibbiche, aufgelegt im Burkhardt & Partner Verlag.

Und jetzt sollten die 368 Seiten – inklusive des mittigen Bilderteils – erst einmal angeschaut und gelesen werden.

Beim ersten Durchblättern fällt allerdings in des Betrachters Augen, dass im vorliegenden Buch die Seiten 28 und 29 durch einen Fehldruck quasi so gut wie unleserlich sind. Zudem schimmern die Seiten 20 sowie 21 lediglich weiß vor sich hin, for whatever reason. It’s a pity.

Aber nichtsdestotrotz sei in Ruhe und Gelassenheit der Eingangsfrage von Stefan Lehmann im ’Vorgeplänkel’ gefolgt: “Warum schreibt der ein Buch …“

Videbimus?

(Last day as a Capo. RHS, 3. Dezember 2017 – Foto: bultras.net)

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(…) wir haben deine Rezension gelesen und offenbar hast du leider einen Fehldruck bekommen. Wir würden dir die Tage ein neues Buch kostenfrei an deine Adresse zusenden (…)

[VERTRIEB Blickfang Ultra, 9. April 2019]

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MedienScreen # 214 [Football’s coming down?]

[Fundstück] Daniel Rahaus, ’Debatte’ in DER SPIEGEL, 30. März 2019 –

(…) Die Deutsche Fußball Liga berichtet noch Jahr für Jahr über Rekorde, zuletzt 4,42 Milliarden Euro Umsatz. Doch immer mehr Fans sind im wahrsten Sinne des Wortes ent-täuscht und scheinen diese Sinnlosigkeit zu erkennen, zumindest, sie vage zu fühlen.

So mehren sich die Zeichen für ein Ende des jahrelangen Fußballbooms. Die Zuschauerzahlen etwa weisen kein Wachstum mehr auf. Die Anzahl der ausverkauften Erstligapartien, als möglicher Frühindikator einer abnehmenden Auslastung der Stadien, sinkt deutlich – um zehn Prozent in der vergangenen Saison gegenüber den Vorjahren.

Zudem lässt sich die mediale Verfügbarkeit des Fußballs kaum weiter steigern. Deutliche Sättigungseffekte bei Fans sind in Forenkommentaren nachzulesen.

Vor allem gibt es keine öffentlich sichtbare ligaweite Anstrengung, die Ausprägung des heutigen Fußballs nachhaltig zu verändern. Niemand drängt sich auf, den entstehenden Widersprüchen mit Analysen und allen Mitgliedern der Fußballfamilie – von der Bundesliga bis hin zu den Landes- und Kreisligen – gerecht werdenden Zukunftskonzepten zu begegnen und entsprechend zu handeln. Dafür verdienen alle zentral handelnden Personen wohl nach wie vor noch viel zu gut oder sind in der Kurzsichtigkeit und im Überlebenskampf des wöchentlichen Fußballgeschäfts geradezu verloren (…)

(…) es ist … legitim, wenn die von der langjährigen Ungerechtigkeit betroffenen Vereine alternative, in Teilen radikale Entwürfe zur heutigen Fußballwelt in Erwägung ziehen.

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(…) abgestumpft sind die Fußballfans angesichts der in den vergangenen Jahren aufgedeckten Bestechungen und Korruptionen bei Fifa, Uefa oder DFB.

(…) Schulterzucken ist ein Indiz für die zunehmende Entfremdung zwischen der Fußballbasis und den hohen Funktionären … Die fortschreitende Zerstückelung der Spieltage, die immer irrwitzigeren Ablösesummen und Gehälter … – damit können sich nicht mehr alle Fans identifizieren (…)

[Kommentar von Daniel Klein, Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 3. April 2019]

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MedienScreen # 212 [Fußballfans. Sachsen. “Nazi-Problem?“]

[Fundstück] Gordian Meyer-Plath, Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz Sachsen, interviewt in Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 23. März 2019 –

(…) Aktuell wird eine niedrige dreistellige Zahl der Fußballanhängerszene dem Bereich Rechtsextremismus zugerechnet. Schwerpunkte sind die Großstädte. Dort bestehen mit “Faust des Ostens“ (Dresden), den “New Society Boys“ (NS-Boys) (Chemnitz) sowie der Gruppe “Kaotic“ (Chemnitz) auch die größten und attraktivsten Strukturen. Darüber hinaus sind die “Black Devils“ aus Hoyerswerda bekannt (…)

(Nicht in Hoyerswerda, aber nach wie vor präsent. Faust des Ostens. Graffiti-Tag – Foto: O.M.)

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(…) Im Mai 2013 laufen Ermittlungen gegen mehr als 100 Beschuldigte der Faust des Ostens. Zitierte damals die Sächsische Zeitung Oberstaatsanwalt Jürgen Schär. Mitte Februar 2015 hat die Faust des Ostens dann etwa 40 Mitglieder. So die zu diesem Zeitpunkt von DPA zitierten Angaben von Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) (…) Im Zusammenhang der 2015’er Februar-Antwort des Innenministers (Vorgangs-Nummer 6/579) auf eine Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Kerstin Köditz (DIE LINKE) legt Markus Ulbig etwa 160 Rechtsextremisten in der gewaltbereiten Fußballfanszene in Sachsen zugrunde (…)

[(…) Zählappell – Rechtsextreme Hooligans in Sachsen, 2. September 2015]

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MedienScreen # 211 [“… Stay strong Rui Pinto!”]

[Fundstück] “Spruchbanderklärung: Freiheit für Rui Pinto!“, wanderers-bremen.de, 16. März 2019 –

(…) Bereits im September 2015 wurde von anonymen Whistleblowern die Enthüllungsplattform “Football Leaks“ gegründet. Um die Enthüllungen in Zukunft öffentlichkeitswirksamer zu präsentieren, wurden nach 2016 Kooperationen mit europäischen Medien geschlossen (…) Die Identität des Sprechers von “Football Leaks“, der zunächst unter dem Namen “John“ öffentlich in Erscheinung getreten ist, wurde Anfang des Jahres enthüllt (…)

Wir sind dankbar für den Mut, den Rui Pinto bewiesen hat und hoffen, dass dies erst der Anfang ist, wieder mehr Gerechtigkeit in unseren geliebten Fußballsport zu bringen.

You whistled loud – Stay strong Rui Pinto!

(SV Werder Bremen vs. FC Schalke 04, 8. März 2019 – Foto: Wanderers Bremen Online)

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