Archiv der Kategorie: MedienScreen

Pittiplatsch – der EuroMark’ige Rebell

Bummelnd durch das kleinsächsische Städtchen Pirna, ein dort aktuell am Markt ansässiges Restaurant – mit tschechischer Küche und ohrenscheinlich auch tschechisch geführt – betretend: Und ER ist schon da, immerhin irgendwie, in der gut sortierten Kinderspielecke der Gaststätte, unübersehbar.

(Irgendwo in Pirna, Februar 2023 – Foto: O.M.)

Und kurz hernach, wie durch Zufall, dann folgendes lesend –

“(…) In der DDR, einem Land, das noch ein wenig mehr als die Jugend der Moderne auf Normung, Gleichschritt, Verzicht, Entsagung und Kollektivismus setzte, galt er als einer der wenigen Rebellen, die es bis ins Staatsfernsehen geschafft hatten (…)

Pitti, so nannten ihn seine zumeist jugendlichen Fans, wurde zur Legende. Er löckte wider den Stachel, rebellierte stellvertretend für eine ganze Generation, die bis 1989 nie etwas anderes erlebt hatte als das Leben in der DDR, eingemauert, anspruchsarm und trotz weitgehenden Konsumverzichts in höchstem Maße klimaschädlich. Gar kein so großes Wunder: Als die noch gar nicht gegründeten neuen Länder am 3. Oktober 1990 dem föderalen Verbund der Bundesrepublik beitraten, überlebten nur sehr, sehr wenige Prominente, urige Bräuche und obskure Ostredensarten den Anschluss. Neben dem Ampelmann, Silly und Erwin Geschonneck war auch Pittiplatsch dabei.

Ein Stück Volkseigentum, auf das bald auch Geschäftemacher ein Auge warfen. Und deren Erfolg ermunterte Nachahmer, die unverwechselbare Marke Pittiplatsch für ihre Zwecke auszubeuten. Runderneuert und rundgelutscht, muss der einstige Rebell nun seine alten Paradeauftritte wieder und wieder absolvieren. Zwischendurch wird er als sein eigener Enkel vorgeführt, aller eigentlichen Charakterzüge beraubt, ein im Windkanal geschliffener Zwangsspaßvogel, der seine renitenten Wurzeln komplett vergessen zu haben scheint.

So einer passt natürlich, wenn es darum geht, seine inzwischen aufs Greisenalter zusteuernden Fans um noch mehr als die monatliche Demokratieabgabe zu erleichtern (…)

Was wie eine Kapitalanlage klingt, ist allerdings ein Betrug, der sogar noch das von Karl Marx gerühmte Vermögen des Kapitalisten übertrifft, für 300 Prozent Gewinn jedes Verbrechen zu riskieren, selbst auf Gefahr des Galgens hin (…)

(…) So lange alle vom Beutelschneiden profitieren, darf Pittiplatsch nicht auf Hilfe hoffen.“

[(“Der Omatrick: Pittiplatsch als Beute“, politplatschquatsch.com, 24. Februar 2023) ~ Mit Dank & Gruß an PPQ’Pittis Geist wohnt hier’ – und dortselbst im vollständigen Original.]

***

MedienScreen # 302 [OliveGreen Ditches]

[Fundstück] Alexander Osang, “Im Tatarengraben“, DER SPIEGEL, 28. Januar 2023 –

(…) Beuys würde sich heute auf der Berliner Stadtautobahn festkleben, während Funktionäre der grünen Partei, die er mitbegründet hat, wieder auf dem Weg zum Tatarengraben sind (…)

***

Notabene – Der Zitator [OM] ist, als damals amtierender Stadtrat in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden sowie Regionalbüroleiter einer Bundestagsabgeordneten, – einen Tag nach dem Bielefelder ’Kriegsparteitag’ 1999 – einst aus der Partei Bündnis 90/Die Grünen ausgetreten.

***

MedienScreen # 301 [Pro (Fußball) Fans?]

[Fundstück] ”Fanvertreter kritisiert Fußballverbände”, Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe) mit Sport-Informations-Dienst (SID), 21. Januar 2023 –

Im Zuge der [aktuellen] Auflösung der Fanorganisation “ProFans“ (…) hat Sprecher Sig Zelt die führenden deutschen Fußballverbände scharf kritisiert. “Es gibt eine krasse Hoffnungslosigkeit beim Gedanken daran, ob es durch Gespräche mit dem DFB und der DFL kurz- oder mittelfristig möglich ist, Faninteressen Geltung zu verschaffen (…) Die Gruppen, die wir vertreten haben, sind tief demotiviert“ (…)

Vor allem die zunehmende Kommerzialisierung sorge bei Fans für Unverständnis. Auch Demut-Versprechungen inmitten der Corona-Pandemie seien haltlos. “Kaum ist die große Krise vorbei, wird weitergemacht wie zuvor“ (…)

***

ProFans.de – “Wir gewinnen!“ [13./14. Januar 2023]

***

MedienScreen # 300 [Der dunkelgrüne Schatten von Lützerath]

[Fundstück] “Die Glaubwürdigkeit der Grünen“, Felix Hackenbruch, Kommentar, Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 12. Januar 2023 –

(…) Den Klimaaktivisten ist es gelungen, ihren Protest um ein Stück unbesiedeltes Land bis in die Mitte der Gesellschaft zu tragen (…)

Die Grünen dagegen müssen um ihre Glaubwürdigkeit bangen. Vor gut einem Jahr haben sie noch in Lützerath gegen die Abbaggerung demonstriert, mit dem Wechsel in die Regierungen im Bund und in Düsseldorf haben sie dem Vorhaben von RWE politisch zugestimmt, um dafür einen vorgezogenen Ausstieg aus der Kohleförderung im Westen um acht Jahre zu bekommen. Doch mit dem Deal sind selbst die eigenen Parteimitglieder unzufrieden (…)

***

Notabene – Der Zitator [OM] ist, als damals amtierender Stadtrat in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden sowie Regionalbüroleiter einer Bundestagsabgeordneten, – einen Tag nach dem Bielefelder ’Kriegsparteitag’ 1999 – einst aus der Partei Bündnis 90/Die Grünen ausgetreten.

***

MedienScreen # 299 [Ultras, eine unendliche Geschichte?]

[Fundstück] “Quo Vadis …“, Anonym, Blickfang Ultra (BFU) im April 2022 [BFU # 47] –

(…) Wir sind längst ein wichtiges PR-Instrument des deutschen Profifußballs geworden und agieren durch ebenso aufgeblähte Ultra-Shops bisweilen selbst als zweiter Fanshop mit etwas lässiger und jugendlich wirkenden Klamotten, die wir nicht selten selbst nicht tragen (…)

(…) Viele junge Menschen, die zu uns stoßen, verwechseln mittlerweile Ultra mit dem Ausleben einer alten, soldatischen Männlichkeit, die so in der Gesellschaft nicht mehrheitsfähig ist und die zumeist genau das Gegenteil von einem der Hauptwerte unserer Kultur bedeutet: Freiheit. Dieses Bild der Emotionslosigkeit, der falsch verstandenen Coolness, die Ausrasten im Block und Fanartikel, wie Schals und Fahnen für ein Zeichen lächerlicher Schwäche begreift, hat in einigen Kurven leider überhandgenommen. Nicht selten geht diese mit dem Auftauchen diverser Kampfsortgestalten einher, die mit der Kultur des Fußballs und der Ultras wenig bis gar nichts am Hut haben und dennoch sehr schnell wichtige Positionen in Gruppen und Szenen erlangen und diese nicht selten (zumindest intern) dominieren. Wir haben Gunter Pilz damals wegen seiner These von der Mischform “Hooltras“ ausgelacht und sind jetzt genau in einer Phase, in der dieser Begriff für das Selbstverständnis einiger Gruppen absolut zutreffend ist (…)

(…) Im Endeffekt haben wir es viel zu häufig mit einer Instagram-kompatiblen Oberflächlichkeit zu tun, die sich durch Materialismus und Konsum auszeichnet (…)

(…) Nach über zwanzig Jahren der Existenz, allen möglichen perfekt organisierten Aktionen und einer breiten gesellschaftlichen Verankerung sollten wir uns fragen, ob wir wirklich noch authentisch sind und überhaupt noch irgendwelche Werte und Grundsätze haben. Vielleicht ist der Zenit unserer Bewegung in diesem Punkt auch bereits erreicht gewesen (…)

(…) Oder stimmt die Aussage, die mir einmal ein in die Jahre gekommener Ultra entgegenfeuerte: “Ultra ist bloß Fashion! Dahinter steckt nichts tieferes.“ (…)

(…) Manchmal glaube ich mittlerweile, dass wir einfach nur ein Spiegelbild unserer westlichen, gesättigten Konsumgesellschaft [sind] (…)

***