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Umfangreiche Waffenfunde in Südniedersachsen

Göttingen. Im Zuge einer Razzia wurden bei Rechtsextremisten in Südniedersachsen erneut zahlreiche Waffen und andere gefährliche Gegenstände beschlagnahmt. Schon im November waren nach einer Schießerei mehrere Schusswaffen sichergestellt worden.

Laut Mitteilung der Polizeidirektion Göttingen durchsuchten gestern 440 Polizisten insgesamt 32 Objekte in den Kreisen Northeim, Osterode, Hildesheim und Göttingen sowie in der Stadt Braunschweig. Allein 22 der durchsuchten Objekte lagen im Bereich der Polizeiinspektion Northeim/Osterode. Dabei wurden unter anderem neun Karabiner, sieben Faustfeuerwaffen, eine Doppellaufflinte, zwei Luftgewehre und fünfzehn Softair-Waffen konfisziert. Darüber hinaus sind vier Bajonette, Wurfsterne, Schlagringe, Baseball-Schläger, Propaganda-CDs, Fahnen mit verbotenen Symbolen und Munition sichergestellt worden.

Die Waffen seien teilweise scharf gewesen oder technisch verändert worden, erklärte Göttingens Polizeipräsident Hans Wargel. Festnahmen habe es bei den Durchsuchungen nicht gegeben, teilte der Göttinger Kripo-Chef Volker Warnecke mit. Mittlerweile wurden mehrere Ermittlungsverfahren wegen Verstößen gegen das Waffengesetz eingeleitet, in einem Fall bestehe der Verdacht auf Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Die Funde belegten die Gewaltbereitschaft dieser Szene und ihre “Affinität zu Waffen“, so Wargel.

Die Durchsuchungen waren von den zuständigen Amtsgerichten aus Gründen der Gefahrenabwehr angeordnet worden. Die Aktion stand im Zusammenhang mit Waffenfunden bei Rechtsextremisten im November vorigen Jahres. Bereits damals wurden nach einer Schießerei und einem Brandanschlag auf einen Göttinger Nachtclub unter anderem eine Maschinenpistole, ein Repetiergewehr, eine Pumpgun sowie 450 Schuss Munition sichergestellt.

[Dieser Artikel wurde am 21. Januar 2009 bei redok veröffentlicht.]

Attacke gegen SPD-Politiker als Spitze des Eisberges

Teterow. In der im Kreis Güstrow gelegenen Stadt häufen sich militante Aktivitäten der rechtsextremen Szene.

Nach Darstellung von dpa und ddp habe das Teterower Polizeirevier erst am 16. Januar bekannt gegeben, dass schon am Morgen des 10. Januar von einem Teterower Kommunalpolitiker, “der sich in der Vergangenheit immer wieder deutlich gegen Rechtsextremismus positioniert hat“, eine Sachbeschädigung an seinem Wohnhaus anzeigt worden ist. Unbekannte Täter hätten in der vorausgegangenen Nacht das Haus des SPD-Politikers mit schwarzen Farbbeuteln beworfen und dabei die Fassade des Einfamilienhauses sowie einen davor parkenden Pkw verunstaltet.

Die Polizei geht davon aus, dass es sich um eine politisch motivierte Straftat handelt. Vor diesem Hintergrund wurde der polizeiliche Staatsschutz mit den weiterführenden Ermittlungen beauftragt.

Erst kürzlich resümierte die Informationsplattform NPD-Blog bezüglich rechtsextremer Aktivitäten in der Region, dass die Teterower Szene seit einiger Zeit offenbar zielgerichtet vorgeht. Der Verein LOBBI (Landesweite Opferberatung. Beistand und Information für Betroffene rechter Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern) ordnet die Übergriffe der letzten Zeit als ein Resultat einer augenscheinlich stattfindenden Neustrukturierung der regionalen so genannten freien Kameradschaften ein.

[Dieser Artikel wurde am 17. Januar 2009 bei redok veröffentlicht.]

Rechtsextreme sächsische Szene im Wandel

Dresden. Die Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen veröffentlichte gestern die Antwort der Staatsregierung auf ihre Große Anfrage zum “Rechtsextremismus in Sachsen“. Die NPD verliert Anhänger an unabhängige Neonazi-Gruppen, die mit großem Anspruch als “rechte Denkfabrik“ verkündete “Dresdner Schule“ ist ein “Rohrkrepierer“.

Der Antwort auf die Große Anfrage vom September 2008 (Landtagsdrucksache 4/13281) nach wird die Zahl der Rechtsextremisten im Freistaat mit zirka 3.000 Personen als konstant hoch eingeschätzt, mehr als ein Drittel dieses Personenkreises gilt als gewaltbereit, die Zahl entsprechend motivierter Gewalttaten ist im Zeitraum von 2004 bis 2007 gestiegen. Die durch die sächsische Staatsregierung attestierten Verluste bei der NPD und den Kameradschaften steigerten allerdings das Potenzial der so genannten “Freien Kräfte“, deren Angehörige sich von 2006 bis 2007 von 250 auf 500 Personen verdoppelten. Im Trend zu eher losen Organisationsformen versuchen sich bekanntermaßen Rechtsextremisten aller Couleur dem staatlichen Verfolgungsdruck zu entziehen.

Im Zusammenhang mit der vorgestellten Antwort der Staatsregierung (Aktenzeichen 16-0141.50/1509) – und flankiert von einem ebenfalls am 13. Januar veröffentlichten Hintergrundpapier – fasste der innenpolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Johannes Lichdi, die aktuelle Stellung der NPD-Fraktion – seit September 2004 im sächsischen Landesparlament vertreten – so zusammen: “Die Bedeutung der NPD-Landtagsfraktion für die Bundespolitik ihrer Partei wird überschätzt. Sie nimmt kaum Einfluss auf die Entwicklung der Bundes-NPD.“ Zudem habe sich die so betitelte “Dresdner Schule“ des Landtagsabgeordneten Jürgen W. Gansel “als ’Rohrkrepierer’ erwiesen“. Allerdings dürfe man, so Lichdi weiter, “nicht glauben, dass die Schwäche der NPD gleichbedeutend mit einer Schwächung des Rechtsextremismus insgesamt ist. Vielmehr gibt es Verschiebungen innerhalb der Szene. Insbesondere die Kräfte, die eine dezidiert nationalsozialistische Systemopposition aufbauen wollen, werden gestärkt“.

Hinsichtlich der Wahlaussichten für den 5. Sächsischen Landtag beeinträchtigen nach Lichdis Einschätzung Konflikte mit den radikalen Kameradschaften und “Freien Kräften“ die Chancen der NPD, die Fünf-Prozent-Hürde Ende August diesen Jahres erneut zu überwinden. “Viele militante Kräfte nehmen die sächsischen NPD-Kader als Bonzen, die es sich im Parlament bequem eingerichtet haben, wahr, und wenden sich von der NPD ab. Die NPD ist aber auf deren Unterstützung dringend angewiesen.“

[Dieser Artikel wurde am 14. Januar 2009 bei redok veröffentlicht.]

Realitätsverlust bei der Jungen Union

Rostock/Bad Doberan. Die CDU-Jugendorganisation wirft der Internetplattform endstation-rechts.de “eine beschämende Verknüpfung von Fußball und Rechtsextremismus“ vor.

Bei endstation-rechts.de bestehe offensichtlich ein “Mangel an Informationen“, zudem sei der objektive journalistische Anspruch parteipolitischen Zielen gewichen, erklärte am heutigen Tag der Rostocker Kreisvorsitzende der Jungen Union (JU), Mathias Kühl. So würden “besonders die Rostocker Fußballfans und unser hiesiger Verein F.C. Hansa Rostock unter der irreführenden Berichterstattung“ leiden.

Beispielsweise wären “Vorkommnisse“ bei der Zweitliga-Begegnung FC Hansa Rostock gegen FC St. Pauli am Abend des 26. September 2008 durch endstation-rechts.de einseitig und ohne Not mit dem Deckmantel des Rassismus und des Rechtsextremismus verhüllt und darüber hinaus der Rostocker Fanszene verstärkt rechtsextremes Gedankengut unterstellt worden, attestierte Marco Krüger als stellvertretender Landesvorsitzender der JU Mecklenburg-Vorpommern.

Gleichzeitig warnte die JU Rostock (“Damit Du informiert bist“) gemeinsam mit der JU Bad Doberan jetzt vor einem “üblen Imageschaden“ für den Fußball, die Stadt und das ganze Land, “wenn weiterhin eine Phantomjagd nach Rechtsradikalen“ stattfinden würde. MVregio.de übernahm die JU-Erklärung lediglich gänzlich unkommentiert im Original. Nur wenige Wochen nach den Rostocker Ausschreitungen (FC Hansa Nazi?) eine nicht wenig bezeichnende Artikulation der JU aus dem Nordosten der Bundesrepublik.

“Es ist nichts ungewöhnliches, dass Neonazis beim Fußball auftauchen, das ist nicht schön, kommt aber des Öfteren vor“, so der Journalist Patrick Gensing in einer Nachbetrachtung zu besagten Rostocker Ausschreitungen – mitnichten alle Hansa-Fans als Nazis bezeichnend. Allerdings stellt er fest: “Das Erschreckende in Rostock ist das (Nicht-)Verhalten der Masse der Zuschauer gegenüber Nazis und Schlägern, nicht einmal gab es Unmutsbekundungen über die aggressiven Pöbeleien“. Gensing sah darin durchaus Zeichen einer “volksgemeinschaftlichen Abwehrreaktion“, noch dazu im augenscheinlich praktizierten Verbund mit agierenden “rechten Hools [als] die Speerspitze und Vollstrecker des Hansa-Willens“. Botschaften, die der FC Hansa Rostock so wohl nicht sehr gerne lesen dürfte, resümierte damals telepolis.de – und die Junge Union?

[Dieser Artikel wurde am 12. Januar 2009 bei redok veröffentlicht.]

Attacke aus dem “rechten Spektrum“ gegen Linienbus

Marl. In der Neujahrsnacht griffen augenscheinliche Rechtsextremisten in der nordrhein-westfälischen Stadt einen Bus und dessen Insassen an.

Wie die Nachrichtenagentur ddp mitteilte, hätten in jener Nacht in der Stadt im Kreis Recklinghausen “vier offenbar dem rechtsextremen Spektrum zugehörige Männer einen Linienbus attackiert und eine 25 Jahre alte Frau verletzt“. Die Geschädigte wurde ambulant in einem Krankenhaus behandelt.

Zuvor hatte das Polizeipräsidium Recklinghausen vom Wurf einer “Bierflasche gegen die Scheibe des Busses, die daraufhin zersplitterte“ berichtet. “Eine weitere Person schlug mit einem Stiel auf mehrere Businsassen ein“, so die Polizei weiter. Als Tatverdächtige wären vier Marler im Alter von 19 bis 30 Jahren ermittelt worden, von denen “mehrere“ dem “rechten Spektrum“ zuzuordnen seien.

Der Hintergrund der Nazi-Attacke – so vermutete jedenfalls die Westdeutsche Allgemeine (WAZ) – liege lediglich in einer “Fehde mit der autonomen Szene“ oder – wie es noch apolitischer ein Polizeisprecher in diesem Zusammenhang ausdrückte – “zwischen Personen, die politisch ganz offensichtlich nicht auf einer Wellenlänge liegen“. Gleichzeitig zeige aber “auch der Fakt, dass der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen hat, dass die Geschichte nicht gänzlich unpolitisch ist“ (WAZ) – Erstaunlich?

Eine Website der “Autonomen Nationalisten“ widerspricht der offiziellen Darstellung besagter Nacht-Ereignisse indes vehement – und sich selbst nicht weniger: Nach dem es “in der Silvesternacht … gegen 4.00 Uhr zu einem Angriff auf ein nationales Wohnprojekt in Marl“ gekommen sei, “… versuchten die Kameraden gegen 2.30 Uhr selbstständig die Störenfriede zu entfernen“. Die Attacke gegen den städtischen Linienbus und dessen zu diesem Zeitpunkt wohl ahnungslose Insassen erfolgte laut Polizeibericht gegen 2.50 Uhr am frühen Neujahrsmorgen.

[Dieser Artikel wurde am 3. Januar 2009 bei redok veröffentlicht.]