Schlagwort-Archive: Ultras

MedienScreen # 245 [Modern Football. Hopp, hopp …]

[Fundstück] Rainer Bartel, “Post vom Rainer: Liebe Fußballmafia DFB …“, the-duesseldorfer.de, 1. März 2020 –

(…) Emotionen haben den riesigen Nachteil, dass sie dialektisch beschaffen sind: Liebe und Hass, Freude und Trauer, Wut und Versöhnlichkeit, Frust und Zufriedenheit, Freundschaft und Gegnerschaft, Kooperation und Rivalität. Das Ziel der Werbefuzzis ist nicht nur beim Soccer, die negativen Gefühle auszublenden – besonders natürlich bei den Medaillenseiten Liebe und Hass. Es wird ja gerade gesamtgesellschaftlich eine Kampagne gegen den Hass gefahren, als sei dieses Gefühl an allem schuld, wo wir doch wissen, dass die Ungerechtigkeit in der Welt an allem schuld ist (…)

Das aber verstehen sie alle nicht: die (meisten) Profikicker, (fast alle) Trainer und Funktionäre, die DFB-Nasen und auch die überwiegende Mehrheit der Journalist*innen, die über den Fußball reden. Zu den Menschen, die Spieltag für Spieltag in einem Stadien stehen, um ihre Mannschaft durch ihre Anwesenheit und ihre Gesänge und Rufe zu unterstützen, fehlt ihnen jeglicher Bezug. Sie haben NULL Ahnung davon, wie beispielsweise Mitglieder von Ultra-Gruppen ticken, was sie bewegt, was sie denken, was sie fühlen. In Hooligans und deren Rituale können sie sich nicht einmal einen Hauch weit hineindenken oder -fühlen. Was der Block, in dem man einen Teil seines Lebens verbringt, als soziales Umfeld für “Normalos“ bedeutet, können sie nicht ansatzweise ermessen – weil ihnen die persönliche Erfahrung fehlt. Da können sich Verbands- und Vereinsbosse noch so plakativ mal in die Kurve stellen, sie wissen nichts davon, was Fans wirklich bewegt.

Der Krieg ist unvermeidlich, der Ausgang ungewiss. Du, lieber DFB, hast so oft die Chance gehabt, die unabhängigen Fanszenen für dich zu gewinnen, aber der Druck der profitgierigen Soccer-Profiteure hat dich blind und dumm gemacht, hat allen Formen der Korruption Tür und Tor geöffnet. Da solltest du dich nicht wundern, wenn diese Fans (die eben keine Trottel, Selbstdarsteller, Irren und was ihr ihnen an Beleidigungen sonst noch anhängt, sind) nun konzertiert die Herstellung des einzigen Produkts, das du hast, stören. Am Ende wird der Fußball entweder seine treusten Freunde verlieren und sich als stromlinienförmiges Entertainment-Format über kurz oder lang totlaufen, oder ein Wunder geschieht und er kehrt zurück zu denen, die ihn und ihren jeweiligen Verein von Herzen lieben (…)

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(Blickfang Ultra. Frühsommer 2017. Saisonrückblick 2016/17. Cover.)

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Nota bene –

(Screenshot Twitter: O.M.)

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Dokumentation – Football without politics?

Die Frage geistert schon längst und immer wieder durch die Stadionkurven. Spätestens 2004 in einen öffentlicheren Fokus gerückt, einst aktuell, heute aktueller, und morgen?

Aus permanent gegebenen Anlässen der Nachwelt, auszugsweise dokumentarisch, durchaus erhaltenswert –

(…) Eine schier endlose Debatte – früher im Fanpulk und am Stammtisch, heute oftmals in Internetforen: Viele Fußballfans versuchen durch die Losung “Keine Politik im Stadion“ politische Einflüsse jeder Art von sich zu weisen (…) Egal ob links oder rechts – Hauptsache gemeinsamer Vereinssupport. Diese Meinung scheint sich seit jeher durchzusetzen (…)

Aber was bedeutet das? Komplett hinter der Vereinspolitik stehen? Fan-Repression unterstützen, die der Verein zulässt? Das wäre doch Quatsch. Noch dazu ist da die Frage, ob solch eine Ignoranz rechten Haltungen bis hin zu Gesängen nicht doch Tür und Tor öffnet – und langfristig gesehen auch den neonazistischen Nestbauern (…)

(…) Wenn es politisch ist, seine Aufmerksamkeit oder sein Hirn am Stadioneingang abzugeben, dann sollten Fans nicht davor zurückschrecken, es reinzuschmuggeln, nur weil der Begriff verteufelt ist (…)

(…) Auch das Private ist und wirkt politisch. “Football without politics“ ist demnach eine verfängliche Losung, die am besten mit ”Fußball ohne Nachdenken“ übersetzt werden sollte.

[Michael Eichener, “Keine Politik im Stadion? – Über das Politische im so genannten Unpolitischen“, in: “Ballbesitz ist Diebstahl“, BAFF (Hrsg.), Verlag Die Werkstatt, 2004]

MedienScreen # 237 [Football Business. On and on?]

[Fundstück] Rui Pinto, interviewt in DER SPIEGEL, 21. Dezember 2019 –

(…) Es ist seit Jahren immer die gleiche Scheiße. Es geht einfach weiter. Solange die Lieblingsmannschaft gewinnt, ist den Leuten alles andere egal – selbst wenn sie von Fehlverhalten und Verbrechen wissen. Dagegen komme ich nicht an. Fußball ist unantastbar. Und die Behörden schützen die Branche, weil sie von so großem öffentlichen Interesse ist (…)

(…) Es stimmt, dass ich das Gesicht des Projekts [Football Leaks] war. Aber wir werden sehen, was in der nahen Zukunft geschieht (…)

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(Foto: Wanderers Bremen Online, März 2019)

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Ultras. No Commerce? UD-Capo a.D. …

“Dynamos Capo packt aus“ – die Sächsische Zeitung in einer Headline, einst. “Dieser Personenkult geht mir ehrlich gesagt auf die Ketten“, so der Protagonist – Stefan ’Lehmi’ Lehmann, vormaliger Capo von Ultras Dynamo (UD) himself – einst.

Words? Absigniert und eingepackt? It’s your thing …

(Screenshot: O.M.)

… for whatever.

(a.a.O., 19. März 2019 – Screenshot: O.M.)

Kommissar Stoever, übernehmen Sie? No More Words …?

As said – It’s your thing, (Ex)Capo.

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MedienScreen # 232 [The Modern Football is at the end. Anyway?]

[Fundstück] Klaus Hansen, “Abnehmende Begeisterung“, konkret, 9/2019 –

(…) Der Berufsfußball entfremdet sich gleich in mehrfacher Weise von den Massen, auf deren gute Stimmung im Stadion er aber angewiesen ist, denn die gehört zum teuer verkauften Fernsehbild unbedingt dazu. Dass die Stadiongänger für ihre Dienstleistung als Stimmungskomparsen auch noch Eintritt zahlen müssen, ist ein Hohn. Klar, dass immer mehr Fans sich wie nützliche Idioten fühlen (…)

(…) Der Fußball wird so lange zerredet, bis alles, was sich vermeintlich sagen lässt, auch alle gesagt haben, und das mehrfach (…)

(…) Obwohl Max Liebermann, der Malerfürst, den Spruch “Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte“ in ganz anderem Zusammenhang gesagt hat, geht es mir im Hinblick auf den modernen Berufsfußball ähnlich.

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