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Peter Czoch: Ultras in Deutschland. Echt?

Was ist zu Ultras – sehr frei nach Gunnar Schubert – “nicht schon alles geklöppelt, gebatikt und gelyrikt worden“? Und jetzt noch ein Buch. Der Markt gibt es scheinbar her. Dazu im Einband pyroleuchtend daherkommend. Wenn schon, denn schon. Wer keine Vorurteile hat, kann sich welche bilden. Nach wie vor.

“Wie aber macht man das, was Ultra bedeutet, die ganzheitliche Lebenseinstellung und Passion, Außenstehenden nachvollziehbar?“ – diese Frage aus dem Vorwort von Peter Czoch begleitet die geneigte Leserschaft durch das Buch. Sie wird größtenteils unbeantwortet bleiben.

Denn dieses Werk verfehlt seinen wohlgemeinten Ansatz. Es bliebe – so ebenfalls im Vorwort – “nichts anderes übrig, als dass man die Alltagsexperten selbst, die Subjekte, die Ultras, zu Wort kommen lässt“. Die ’Subjekte’ also? Frei von gewissen Sichtweisen klingt das nicht gerade. Schade.

Zumal sich beim Lesen mehr und mehr die Frage aufdrängt, warum dieses Werk überhaupt nötig war. Warum es so, wie es gedruckt vorliegt, sein musste.

Gewiss, einigen Beiträgen im Buch ist ihre inhaltliche Schwere nicht abzusprechen. So zum Beispiel Steven Adam über “Fans als Kunden und Vereine als Unternehmen“, Marcus Sommerey zur “Genese italienischer Ultras“, Melanie Fiedler auf der “Identitätssuche in der Jugendszene ’Ultras’“, Philip Degenhardt bei seiner Sicht auf “Ultras und Graffiti: Zwei Jugendkulturen im Vergleich“, Sandra Müller zur “Datei ’Gewalttäter Sport’“, Jonas Gabler in seiner kritischen “Betrachtung der Zahlen der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS)“ und last but not least der Essay von Steffen Görsdorf “Bei Abpfiff Tod“ zu mehr als fußballtangierenden Geschehnissen in Ägypten, insbesondere im Februar 2012 in Port Said.

Grundlage des gedruckten Werkes war das Projekttutorium “Ultras in Deutschland“ an der Humboldt-Universität Berlin. Ja, auch wissenschaftlich kann sich dem immer wieder so genannten Phänomen Ultras genähert werden. Den ’Subjekten’. “Ultras müssen von sich selbst erzählen, damit sie von anderen verstanden werden können. Manchmal braucht es dafür Übersetzer, wie Wissenschaftler und Sozialarbeiter“, wird im Vorwort apostrophiert.

Und genau das lässt der für “Ultras in Deutschland“ ausgewiesene Autor geschehen. Um die wirklich zum Teil – auch über den bundesdeutschen Tellerrand hinaus – inhaltlich tiefgreifenden Artikel noch extra zu colorieren? Basisnähe macht sich immer gut?

Oder war einfach nur Platz übrig? Raum beispielsweise für ein rund 39-seitiges Interview mit Sören. Aus der Fanszene von Tennis Borussia Berlin. Von der Gruppierung Zero Ultras. Die sich – kurz nach besagtem Fragegespräch – im Sommer 2013 aufgelöst haben.

Nun ja, ein Autor ist selbst Herr über sein Werk. Und darüber, welche Art von Tennis darin gespielt wird.

Wem das gerade zu flach war, es geht auch anders. Beispielsweise.

“(…) Bekannte Personen oder Namen haben mich in meiner Kindheit nicht wirklich geprägt. Außer natürlich Peter Pan, Robin Hood und die Turtles – diese hängen im Gedächtnis. Was gibt es da Besseres? (…) Was mich an der Fanszene beeindruckt hat (…) ist aber auch der Bann, den unsere Fans und Krieger verbreiten (…) Unser Verein ist ein Verein für Ultras, Hooligans und Familien! (…) Was ich anderen wünsche, ist mir selbst wichtig. Mich selbst zu verwirklichen und die Dinge zu machen, auf die ich Lust habe. Dazu gehören Freunde und Freundinnen sowie viele weitere Krieger und Genossen (…) Als Krieger sehe ich jene an, die auch durch erbittertsten Kampf ihre Sache verteidigen. Die dabei stets aufrichtig, gerecht, ehrlich, treuevoll und vor allem loyal und solidarisch gegenüber Menschen agieren (…)“ [Stephan, 23-seitiges Interview].

“(…) auf dem zweiten Bildungsweg den ersten erweiterten Hauptschulabschlus gemacht, dann Realschulabschluss gemacht, festgestellt, dass man zum Studieren Abitur braucht (…) Ich beziehe die Infos aus allen möglichen Quellen, die ich habe. Ich sage mal ein Beispiel: Wenn irgendwelche Fußballkrawalle waren (…), dann beziehe ich meine Infos aus der Boulevard-Presse, weil dort die meisten interessanten Bilder sind. Dann beziehe ich meine Infos aus ultras.ws, weil dort die meisten lustigen Geschichten sind, die nicht stimmen. Und dann bezieht man seine Infos noch aus persönlichen Kontakten, bezieht seine Infos von Facebook-Seiten, also versucht sämtliche Informationspaletten abzudecken, und ich ziehe daraus alles das, was ich mir vorstellen kann und bündel daraus das, was ich für mich als real betrachte (…) Es gibt nicht das Medium, das ich am meisten nutze, außer das Internet, aber es gibt keinen Kernpunkt oder ein Portal, von dem ich meine meisten Infos beziehe (…) Den Gossip-Scheiß beziehst du halt einfach aus ultras.ws, weil da auch genug Leute ihre Klappe nicht halten können. Dementsprechend ist es da manchmal ganz lustig (…)“ [Sören].

“(…) Ich lese ganz viel Videotext (…) Ich finde, da tauchen immer mal Randbemerkungen auf, die woanders komplett untergehen (…) Natürlich bekommt man vieles über das Internet mit. Ich gucke auch Nachrichten (…) Auf Familienfeiern wird auch immer Sport im Osten geguckt (…) Übergreifend schaue ich mal im Internet, wo was hochgeladen wurde und was in Foren, wie ultras.ws, geschrieben wird. Da amüsiert man sich auch köstlich, wobei ein Funken Wahrheit ja doch immer darin steckt (…)“ [Gloria, 18-seitiges Interview].

Holzschnittartig aus insgesamt fünf Interviews, inklusive eines Gruppengesprächs, zitiert? Mag sein. Gleichfalls den jeweiligen Zusammenhängen entrissen? Vielleicht. Ultras.ws goes Stadionfans.de? Geschenkt. Zero Ultras aufgelöst? Noch geschenkter. Das geschriebene Wort entstellt? Fragen über Fragen …

“Ich will mit Interviews Einzelpersonen und Gruppen zu Wort kommen lassen und so ein authentisches Bild der deutschen Ultraszene zeichnen“, postulierte Peter Czoch vorab über sein Crownfunding-Projekt (startnext.com).

Falls Ironie respektive Sarkasmus versteckt zu transportieren das Ziel war – Chapeau! Wenn es allerdings Ultras wirklich generell widerspiegeln sollte …

Aufmerksame Beobachter der Szenerie würden gegen diese Unterstellung garantiert Widerspruch anmelden. Und ihnen könnte schwerlich widersprochen werden.

Nota bene stellt “Ultras in Deutschland“ nicht das dar, was es vorgibt, sein zu wollen. Viel Fleiß ist investiert worden. Gleichwohl beinhaltet das Buch ausführliche Quellenangaben, auf ein Stichwortverzeichnis hingegen wurde verzichtet.

“Lesen ist die Bildung des Unwissenden“ (Torsten Fischer). Unbestritten. Einen bedeutenden Meilenstein dürfte dieses Werk auch bei einer geneigten Leserschaft allerdings kaum setzen können.

  • “Ultras in Deutschland“. Peter Czoch. Hirnkost KG. 2016.

Peter Czoch, Jahrgang 1987, lebt in Berlin. Seine große Leidenschaft gilt dem Fußball und seiner Fankultur. Mit dem Studium der Sozialwissenschaften hat er angefangen, sich auch wissenschaftlich mit dem Sport und seinen Fans auseinanderzusetzen. Seitdem bewegt er sich zwischen Fankurve, sozialpädagogischer Arbeit und Wissenschaft (amazon.de).

Reges Fäustchen des Ostens?

Vor der Drittliga-Begegnung von Dynamo Dresden und FC Hansa Rostock am 19. März dieses Jahres auf dem Rasen im Rudolf-Harbig-Stadion begegneten sich Anhänger beider Vereine im Dresdner Stadtteil Löbtau –

[ULTRAS PYRO FANS, YouTube.com, 19. März 2016]

Die Polizei nahm unmittelbar mehr als 80 Personen vorübergehend in Gewahrsam. Gesamtermittlungen werden gegen 117 Verdächtige geführt.

Fast genau zwei Monate später, am 18. Mai, durchsuchte nun die Polizei Wohnungen in Dresden, Wilsdruff, Großenhain, Rostock, Anklam, Barth und Hamburg. Wie die Sächsische Zeitung berichtet, handelt es sich bei den 15 Beschuldigten “um Männer im Alter von 16 bis 31 Jahren, von denen sich offenbar zehn zu Dynamo Dresden und fünf zu Hansa Rostock zählen“. Ziel der aktuell erfolgten Beweissicherung sei es, “Hintergründe und Absprachen zu der Auseinandersetzung zu belegen“, beruft sich die Zeitung auf eine bezügliche Mitteilung von Oberstaatsanwalt Lorenz Haase, Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft.

Nach Darstellung von Gerichtsreporter Alexander Schneider ist unter den Beschuldigten “mindestens ein ’alter Bekannter’“ – “Ein 21-Jähriger, der zu den Rädelsführern der Fangruppierung namens ’Faust des Ostens’ (FdO) zählen soll“.

“Die FdO hatte mehrere Dutzend Mitglieder. Ab 2010 soll die Gruppe für erhebliche Straftaten verantwortlich sein, darunter Sachbeschädigungen im Stadion, Einbrüche, Angriffe auf Polizisten, Körperverletzungen, Schnapsdiebstähle. Die mutmaßliche Führungsriege der FdO wurde bereits im August 2013 unter anderem wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung vor der Staatsschutzkammer des Landgerichts Dresden angeklagt. Seitdem ruht das Verfahren jedoch, da keiner der Beschuldigten in Haft saß. Für Haftsachen gilt das sogenannte Beschleunigungsgebot. Gerichte müssen diese Verfahren aufgrund des Freiheitsentzugs der Untersuchungsgefangenen vorzeitig verhandeln. Beschuldigte FdO-Angehörige sind seitdem jedoch immer wieder aufgefallen“ (Sächsische Zeitung, 19. Mai 2016).

Nach letzten behördlichen Angaben Mitte Februar 2015 umfasste die Faust des Ostens rund 40 Mitglieder. Im Mai 2013 bezifferte Oberstaatsanwalt Jürgen Schär noch mehr als 100 Beschuldigte im Verfahren gegen die Gruppierung aus dem Umfeld von Dynamo Dresden. Öffentlich bekannt sind staatsanwaltlich laufende Ermittlungen gegen die Faust des Ostens seit Juni 2012.

Im aktuellen Vorgang sei übrigens nicht ausgeschlossen, “dass auch gegen die Hooligans aus Dresden und Rostock wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt wird“, zitiert die Sächsische Zeitung Oberstaatsanwalt Lorenz Haase.

Der Bundesgerichtshof (BGH) hat am 22. Januar 2015 sein Urteil (Az 3 StR 233/14) im Verfahren gegen die Hooligans Elbflorenz verkündet, dem zufolge Hooligan-Gruppen grundsätzlich als kriminelle Vereinigungen angesehen werden können. Insbesondere auch, wenn sie sich “mit anderen Hooligan-Gruppen zu organisierten Schlägereien treffen“ (BGH-Urteil im Medien-Spiegel).

Wie lange die Ermittlungen im aktuellen Fall dauern werden, ist gegenwärtig noch unklar.

MedienScreen # 102 [Danke, Red Bull, Danke]

[Fundstück] “Bundesliga im Osten. Wie haben wir dich vermisst!“, spuckelch.wordpress.com, 17. Mai 2016 –

In Leipzig wurde 1989 die Einheit Deutschlands ins Rollen gebracht. Und wie der Lauf der Geschichte es will, wurde sie in der Heldenstadt auch zum krönenden Abschluss gebracht. Nach ausreichend Spaßbädern und Gewerbeflächen verfügt der Osten nun auch über das höchste sportliche materielle Gut: Die Fußball-Bundesliga. Wir hier drüben sind jetzt alle glücklich und zufrieden. Gibt es etwas Schöneres? Gibt es etwas Wichtigeres? Jetzt können die in den Westen abgewanderten Ossis wieder heimkehren und hier Bundesliga schauen. Die Medien sind sich einig: Das hat der Osten verdient. Wir gehören endlich dazu, und ermöglicht hat uns das ein Österreicher. Natürlich! Die wissen ja, wie es sich anfühlt, nicht dazu zu gehören.

Jahrelang mussten wir unseren zu irgendwelchen Vereinen in den unteren Ligen quälen. Die nichts hatten, außer Tradition. Aber was nutzt die, so ganz ohne Bundesliga? So lässt sie sich ja nicht mal mit einem knackigen Werbeslogan vermarkten. Wir haben zugesehen, wie es Energie Cottbus nach oben schaffte und dabei ganz unprofessionell auf eigene Kraft und Kreativität setzte. Mussten ja wieder abstürzten. Und in Dresden, Berlin, Rostock, Blau-Gelb und Grün-Weiß – Leipzig, Magdeburg, Aue, Chemnitz, Babelsberg, Erfurt, Jena, Halle quälten wir uns mangels Alternativen Woche für Woche zum bundesligafreien Fußball ins Stadion und durften zum Dank auch noch unsere Choreos selber bezahlen, beim Stadionausbau mitackern, die Vereine vor Insolvenzen retten! Schön war das nicht!

Wir mussten jahrelang auf zerrissene Anstoßzeiten, überhöhte Kartenpreise und Sky-Abos verzichten. Viele von uns haben noch nie FIFA-Soccer mit der eigenen Mannschaft spielen können! Statt eines teuren Stars mit eigenem Sportwagenfuhrpark wurden wir mit dessen Abziehbild, der sich gerade mal einen Q5 leisten konnte, abgespeist. Unsere sexy Spielerfrauen schafften es in keinen Modelkalender. Wir harrten unter uns im Stadion aus, ohne dass uns ein Maskottchen zuwinkte. Wo andere seit Jahren klatschpappten taten uns noch die Hände vom selber machen weh. Aber diese grauen Jahre sind Gott sei Dank vorbei. Wir Ossis naschen nun auch am Hochglanzkuchen Bundesliga. Endlich brauchen wir uns im Stadion nicht mehr mit hingeschluderten Werbeblöcken von Provinzunternehmen nerven lassen, sondern bekommen eine Bundesligashow mit High-End-Reklame von Weltkonzernen! Halleluja!

Danke Leipzig!

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Mit Dank & Gruß an den Spuckelch und dortselbst im Original.

MoPo beleidigt einige Ost-Vereine. Aber nur fast.

“Silly beleidigt Leipzig-Fans“ titelt die Dresdner Morgenpost vom Tage zum “Eklat bei RB-Aufstiegsfeier“ am zurückliegenden Pfingsmontag. Als Erklärung auf der Frontseite der Zeitung –

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(Titelseite Dresdner Morgenpost, 17. Mai 2016, Ausschnitt – O.M.)

Doch titelseitig gesehen ist das eben nur ein Teil der Wahrheit. Und ausgerechnet allein Dynamo Dresden muss dafür herhalten. Genauer betrachtet war der Auftritt von Silly in Leipzig doch viel bunter. Und hätte sich so auch als Aufmacher nicht übel gemacht.

Schließlich trat Sängerin Anna Loos in einer Obertrikotage vom 1. FC Union Berlin auf. Keyboarder Ritchie Barton war mit einem Leibchen des 1. FC Magdeburg bekleidet. Gitarrist Uwe Hassbecker hatte ein Dress vom FC Hansa Rostock übergestreift. Und, ja, Bassist Jäcki Reznicek stand in einem Trikot von Dynamo Dresden auf der Bühne. Last but not least saß Ronny Dehn im Rote-Bullen-Shirt am Schlagzeug.

Angemerkt sei, dass der Dresdner Morgenpost dann im Innenteil die Ausgewogenheit in aller Bandbreite der mannschaftsfarblichen Darstellung über RasenBallsport Leipzig hinaus gelingt. Zitatenreich garniert –

“Wir sind ja für den Fußball im Osten. Und dafür, dass die Menschen jeden Tag kämpfen. Manche Mannschaften müssen ein bisschen mehr kämpfen und haben weniger Geld. Für all die sind wir hier“, erklärte Loos nach dem Auftritt im MDR.

Für die Pfiffe hatte sie kein Verständnis: “Wir dachten, wir spielen hier für die ostdeutschen Fußballmannschaften. Jetzt ist das eine Aufstiegsfeier von RB Leipzig. Wenn die keinen Spaß verstehen, dann sind sie selber Schuld.“ (Dresdner Morgenpost, 17. Mai 2016)

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(Online vorab differenzierter. MoPo24.de, 16. Mai 2016 – Screenshot: O.M.)

Und übrigens nicht nur nebenbei: Chapeau!, Silly.

22 Stunden bis zur BILD-Ewigkeit

Thomas Knoop hat sich Zeit gelassen. Viel Zeit. Digital betrachtet sogar sehr viel Zeit. Schließlich galt es, Geschichte zu schreiben. Mit einem Terminus technicus, der sogar den vorgeblich tief in der fußballtangierenden Materie forschenden Fanbeauftragten Gunter A. Pilz in alle jemals auf Erden geworfene Schatten stellen würde. Nur womit?

Die kolportierte Begebenheit als solche schien Herrn Knoop für sein – zunächst sogar vor sich selbst geheimgehaltenes – Vorhaben wie geschenkt.

Jungmänner, unterstellt, die scheinbar aus irgendwelchen Gründen freiwillig mit Utensilien des Hamburger SV ungeniert in der Öffentlichkeit unterwegs sind, belästigen ebenso ungeniert eine junge Frau, wollen “flirten“. Soweit, so übel. Die 23-Jährige hat auf so etwas verständlicherweise keinen Bock, “keine Lust“. Daraufhin sollen Schläge “gegen den Transporter ihres Freundes“ gefolgt sein. Bundespolizeiliche Mannschaftswagen rücken an. Fluchtversuch der pöbelnden Fußballjünger. Festnahmen unter Widerstandshandlungen gegen die Polizei. Strafverfahren in Aussicht. Und nicht etwa wegen des Tragens von HSV-Dingens in der Öffentlichkeit. Aus die Maus. Stand der Dinge so um 20.30 Uhr herum am letztzurückliegenden Sonnabend in Hamburg.

Dann am Sonntag bricht sich etwas Bahn. Rund 22 Erdenstunden hernach. Unaufhaltsam. Gunter A. Pilz hatte seine Hooltras. Und später lediglich noch die Hultras. Thomas Knoop hat mehr. Mit seinem eigenen Schnappschuss bebildert, ist der 67 Worte-Beitrag des großbuchstabig daherkommenden Erzeugnisses online, in aller Welt, als Klimax quasi nicht mehr zu unterdrücken.

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(bild.de, 8. Mai 2016, 17:56 Uhr – Screenshot: O.M.)

Über 22 Stunden mag nachgedacht, recherchiert, gegrübelt, probeformuliert worden sein. Und dann: Heureka. Sex sells. Sorry, Archimedes von Syrakus. Knie nieder, Gunter A. Pilz.

Der Film 18 Stunden bis zur Ewigkeit (Original: Juggernaut) von Regisseur Richard Lester war noch großes Kino. Jack Sommersby lobte bei Efilmcritic.com die Actionszenen, die “fein dosierte“ Spannung und die Prise des Humors. Damals. Zum Erguss von Sprach-Inszenator Thomas Knoop würde heutzutage der unvergessene Tatort-Kommissar Stoever vermutlich nicht mal mehr sein unnachahmliches ’BLÖD’ nuscheln wollen. Und schon gar nicht erst nach 22 Stunden.