Archiv der Kategorie: BallScene

Der MDR berichtet Fußball. Oder so.

Am 29. Spieltag in der diessaisonalen “DDR-Oberliga mit West-Beteiligung“ (n-tv) wurde die Begegnung zwischen 1. FC Magdeburg und FC Hansa Rostock mit Spannung erwartet. Aus vielerlei Gründen. Auch aus sportlichen. Und darauf konzentrierte sich der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) ungemein. Live. Von Beginn an. Aus Magdeburg berichtend. Beim Gastspiel der Rostocker. Apropos – Finde den Fehler …

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(Screenshot Twitter: O.M.)

Post Scriptum: Bodo Boeck, übernehmen Sie?

Old School Hooligans in Bulgaria?

Nach Darstellungen von Faszination Fankurve konferierten am 19. Februar dieses Jahres in Plovdiv Protagonisten der bulgarischen Hooliganszene mit Vertetern von Ultragruppen des südosteuropäischen Landes. Bei diesem Treffen seien folgende “Regeln für Auseinandersetzungen unter Fußballfans“ – quasi ein Codex Bulgaria – beschlossen worden.

  1. Die Verwendung jeder Art von “Waffen“ und “Hilfsmittel“ bei Auseinandersetzungen mit Fans ist verboten. Dazu gehören z. B. Messer, Schlagstöcke, Baseballschläger, Rohre, usw.
  2. Angriffe “viele gegen einen“ sind verboten. In einem Kampf mit anderen Fans soll auf die ungefähr gleiche Anzahl an Rivalen geachtet werden.
  3. Wer liegt der liegt. Der Kampf ist beendet, wenn ein Rivale zu Boden gehauen wurde.
  4. Frauen, Kinder und gewöhnliche Fans dürfen nicht angegriffen werden.
  5. Rivalisierende Ultras und Hooligans dürfen nicht am Arbeitsplatz oder vor den Augen der Familie angegriffen werden.
  6. Keine Auseinandersetzungen mit anderen bulgarischen Hooligans an nationalen Feiertagen und Spieltagen der Nationalmannschaft.
  7. Der Diebstahl von persönlichen Gegenständen des Gegners ist verboten, solange es sich nicht um Fanmaterialien seines Vereins oder seiner Gruppe handelt.
  8. Keine Anzeigen bei der Polizei gegen Fans, die gegen diese Regeln verstoßen.
  9. Falls eine dieser Regeln verletzt wird, sind die führenden Personen der eigenen Fanszene für eine “Bestrafung“ verantwortlich.
  10. Die Verwendung von Waffensymbolen auf Kleidung, Aufklebern, Fahnen und Graffiti soll unterbunden werden.
  11. Stattdessen soll auf Kleidung, Aufklebern, Fahnen und Graffiti der “saubere“ Kampf ohne Waffen beworben werden.
  12. Graffiti des Gegners im Gebiet von dessen Stadion werden nicht zerstört.

Mit diesem Codex sollen – so jedenfalls die Annahme von Faszination Fankurve – “negative Entwicklungen, zum Beispiel beim Einsatz von Waffen“ in der fußballtangierenden Fanszene gestoppt werden. Angelehnt an den politischen Wahlspruch der Republik ’In der Einigkeit liegt die Stärke’? Quo vadis, Bulgaria?

Faustrecht des Ostens?

Fast augenblicklich – nachdem ein Nazi-Mob seine Spur durch Connewitz gezogen hatte – verlautbarte inmitten Leipziger Allerlei-Ansagen die zuständige Polizeidirektion, hernach am 11. Januar dieses Jahres Festgesetzte des rechten Spektrums seien “aufgrund mitgeführter Utensilien dem Fußballfanklientel zuzuordnen“. Aus der kürzlich erfolgten Antwort von Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) auf eine Kleine Anfrage (Drucksache 6/3840) der Linken-Landtagsabgeordneten Kerstin Köditz geht hervor, dass 147 Personen – und damit ein Großteil der insgesamt 215 Beschuldigten – keinen erkennbaren Fußballbezug haben.

Mithin befänden sich unter den Verdächtigen vier mutmaßliche Fans des FC Rot-Weiß Erfurt, zwei vom FC Carl Zeiss Jena sowie jeweils einer des Halleschen FC, Chemnitzer FC und von RasenBallsport Leipzig. Den Hauptteil mit 41 Beschuldigten rechnet das Innenministerium der Fanszene des 1. FC Lok Leipzig zu. Sechs davon sollen der als aufgelöst geltenden Gruppierung Scenario Lok angehören. Dem Umfeld von Dynamo Dresden werden 16 Verdächtige zugeordnet, darunter sechs von der Faust des Ostens. Gegen alle Beschuldigten wird wegen schweren Landfriedensbruchs ermittelt.

Nach letzten behördlichen Angaben umfasste vor gut einem Jahr die Faust des Ostens rund 40 Mitglieder. Im Mai 2013 bezifferte Oberstaatsanwalt Jürgen Schär noch mehr als 100 Beschuldigte im Verfahren gegen die Gruppierung aus dem Umfeld des amtierenden Drittligisten Dynamo Dresden.

Die Sächsische Zeitung stellt nunmehr aktuell fest, Mitglieder der Faust des Ostens “konnten sich möglicherweise nur deshalb an den Ausschreitungen vom 11. Januar in Leipzig-Connewitz beteiligen, weil sie noch nicht verurteilt sind“.

Nach Recherchen der Zeitung liegt seit 19. Juli 2013 eine Anklage gegen fünf mutmaßliche Faust des Ostens-Rädelsführer bei der Staatsschutzkammer am Landgericht Dresden. “Bisher wurden nur einige wenige Mitglieder der Vereinigung als Einzeltäter bestraft. Mehrere Verfahren wurden an die Generalstaatsanwaltschaft abgegeben. Was aus ihnen wurde, konnte am Freitagnachmittag [12. Februar] in der Behörde nicht geklärt werden“ (Sächsische Zeitung, 15. Februar).

Dieser Sachverhalt lässt Reporter Thomas Schade resümieren: “Wäre es in allen Verfahren zu Verurteilungen gekommen, stünden die meisten Hooligans unter Bewährung und müssten möglicherweise in Haft, wenn sie weiterer Straftaten überführt würden.“

Staatsanwaltlich offiziell wird gegen die Faust des Ostens seit Juni 2012 ermittelt.

MedienScreen # 77 [Fußballfans, Flüchtlinge, Sportliches Danke]

[Fundstück] “Fußballfans bedanken sich bei Flüchtlingen“, spuckelch.wordpress.com, 26. Januar 2016 –

197 Fanclubs von Vereinen der 1. bis 3. Liga haben eine Delegation an den Flüchtlingsrat geschickt. Bei dem geheimen Treffen bedankten sich Fußballfans und Ultras bei den Flüchtlingen dafür, die Rolle des Sündenbocks in Deutschland übernommen zu haben und gaben symbolisch den Schwarzen Peter an die Asylbewerber weiter. Dem lag ein Brief bei (…)

Liebe Sportsfreunde, liebe Asylbewerber,

herzlich Willkommen in Deutschland. Was ihr vielleicht noch nicht wisst: In den vergangenen Jahren waren wir das Böse in diesem Land. Wir Fußballfans personifizierten die Gefahr für Leib und Leben. Familien mit Kindern konnten sich kaum noch vor die Tür, geschweige denn in die Nähe eines Stadions trauen. Wir legten Bahnhöfe, Züge, Stadien, Innenstädte, sogar Kinos in Schutt und Asche, hinterließen überall eine Spur der Verwüstung und öffentlichen Ärgernisse. Wir wurden von besorgten Bürgern angeprangert, denen es um die Sicherheit in diesem Land ging und füllten Talkshowsendungen, ohne darin selbst zu Wort zu kommen. Jeder Facebook-Legastheniker kannte sich genau in der Fanszene aus und alle hatten etwas zu sagen. Unter sämtlichen umgedrehten Steinen fanden sich Mücken, aus denen routiniert bedrohliche Elefanten gemacht wurden.

Doch seit einigen Monaten tauchen unter diesen Steinen nur noch aufbauschungswürdige Flüchtlingsstraftaten auf. Nach uns kräht kein Hahn mehr. Stattdessen kennen sich nun alle genau mit euren perfiden Motiven und religiös geprägten Gewaltphantasien aus. Doch wir wären schlechte Verlierer, wenn wir nicht anerkennen würden, dass ihr es euch verdient habt. Auch bei euch hat es eine engagierte Minderheit geschafft, die Gesamtheit ins Rampenlicht zu rücken. Wir kennen es nur zu gut, wie nun vor Pauschalisierungen gewarnt wird. Denn auch ihr seid nicht alle so. Nur gegen die sogenannten Fans Flüchtlinge müsste entschlossen vorgegangen werden. Wenn wir sehen, wie dann aber doch alle in Sippenhaft genommen werden, wie die Chefs der Polizeigewerkschaften nach mehr Einsatzkräften und härteren Maßnahmen verlangen, wie die Politik jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf treibt, um nun das Problem aber wirklich endgültig mit den Wurzeln auszureißen, dann werden wir schon fast etwas eifersüchtig. Denn dieser blinde Aktionismus fehlt uns. Trotzdem treten wir mit Stolz – aber auch ein wenig Wehmut – zurück und überlassen euch die Titelseiten. Macht was draus!

Mit sportlichem Gruß!

PS: Wir sollen euch übrigens auch von den Kampfhundebesitzern, Atomkraftwerkbetreibern und vor allem den Griechen herzlichst grüßen.

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Post Scriptum [MeyView]

Needs no comment –

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(stadionfans.de – Screenshot: O.M.)