Dürftig bemäntelte Bild-Sprache? Mehr oder weniger? Journalistische Sicht auf nackte Tatsachen? Investigative Absicht? Oder lediglich Ungeschick beziehungsweise technisches Unvermögen bei MOPO24?
Leipzig, 12. Dezember 2015 – da war was. Deutschbundesweit – war da was? Nicht erst vorvorgestern. Vorgestern. Gestern. Heute? Morgen? Übermorgen?
Die täglichen Botschaften lassen an Deutlichkeit kaum Interpretationsspielraum? Dann bleibt das jetzt einfach mal so stehen. Meinungsfreiheitlich. In wehrhafter Demokratie. Unnachgiebig. Rechtsstaatlich. Irgendwie.
“… Hier steht uns eine Gruppe gegenüber, die diesen Staat abschaffen will …“ (Burkhard Jung, Oberbürgermeister Leipzig, Leipziger Volkszeitung, 14. Dezember).
“… Die Sicherheitskräfte werden weiterhin konsequent und mit aller Härte gegen diese Staatsfeinde vorgehen …“ (Markus Ulbig, Sächsischer Staatsminister des Innern, mopo24.de, 13. Dezember).
“… Ob brennende Asylunterkünfte oder brennende Straßen – das macht keinen Unterschied …“ (Alexander Bischoff, ’Meine Meinung’, Dresdner Morgenpost, 14. Dezember).
“… Ich halte wenig davon, sich jetzt gegenseitig irgendwelche Vorwürfe zu machen – zumal sie nicht zutreffend sind …“ (Gordian Meyer-Plath, Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz Sachsen, Leipziger Volkszeitung, 14. Dezember).
“… Das, was sich hier im Untergrund organisiert, systemfeindlich und kriminell gewalttätig agiert, das muss durch den Staatsschutz beobachtet werden, und da braucht man Erkenntnisse. Da muss man mit den rechtsstaatlichen Mitteln, die uns gegeben sind, mit aller Härte vorgehen …“ (Burkhard Jung, Oberbürgermeister Leipzig, n24.de, 14. Dezember).
Unzulässig verkürzt zitiert? Aus dem Zusammenhang gerissen? Welche Zusammenhänge?
Bei der anstehenden Begegnung zwischen der SG Dynamo Dresden und dem 1. FC Magdeburg am 31. Oktober in der 3. Liga handelt es sich lediglich um ein Fußballspiel. Könnte man meinen. Nichtsdestotrotz ist die Versuchung nicht gerade klein, ein wenig mit den Beobachtungen vorab zu spielen.
Nach dem 2:1 der Dresdner am letztzurückliegenden Spieltag in Kiel bejubelte ein Teil der Mannschaft den Erfolg im Innenraum des Stadions hinter einem Banner, “auf dem eine Faust das Emblem des FCM zerschlägt. Für die Aktion hat sich Dynamo umgehend bei den Magdeburgern entschuldigt, sagte Ralf Minge … Die Spieler hätten in ihrer Emotionalität nach dem Sieg nicht realisiert, was sie hochhalten, erklärte der Sportvorstand“, berichtete die Sächsische Zeitung am Montag danach.
An dieser Stelle ist die Versuchung durchaus gegeben, leicht abgewandelt ein Zitat von Eduard Geyer ins Spiel bringen zu wollen. Könnte man, muss aber nicht sein.
“Dass sich … ein Großteil der Dynamo-Profis aber mit dem Banner fotografieren lässt, geht ihrem Mitspieler Andreas Lambertz dann doch entschieden zu weit. ’Ich habe den Jungs gesagt, dass man so etwas als Spieler nicht macht. Ihre Antwort: Sie wussten gar nicht, was auf der Fahne drauf ist’“, war dann einen Tag nach dem Montag in der Sächsischen Zeitung zu lesen. Eduard Geyer, übernehmen Sie?
In ihrer Montagsausgabe untertitelte die Dresdner Morgenpost besagten Faust-Schnappschuss übrigens wortspielend andeutungsvoll: “Nach dem Sieg in Kiel feierten die Dynamos mit den Fans und stimmten sich auf das Ostderby gegen Magdeburg am Sonnabend ein.“
Die Entschuldigung von Ralf Minge wiederum hätte es allerdings nicht gebraucht, stellt die Sächsische Zeitung aktuell dar und lässt Mario Kallnik vom FCM vorab zur Begegnung im Rudolf-Harbig-Stadion verbal mitspielen: “’Wir sind Sportsleute, haben das nicht so hoch gehängt und fühlen uns auch nicht provoziert. Für mich ist nur eines entscheidend: dass es am Ende des Tages friedlich zugeht’, bekräftigt der Sportchef und findet, zum Derby gehöre ein bisschen Provokation dazu.“
Genug der Wortspielereien. Es ist nur ein Fußballspiel. Alles ist gesagt?
Der Versuchung nachzugeben, in der sächsischen Landeshauptstadt einen Blick auf öffentlich geschützten Raum zu werfen, ist dann schon wieder eine andere Geschichte.
– Update 28. Oktober 2015 –
Mittlerweile schimmert die Mauer auf dem Gelände der SG Dresden Striesen ohne Schrift durchgängig grün.
Sportlich gesehen mag im Westen der Bundesrepublik ja ein gewisser Respekt vorhanden sein. In der “DDR-Oberliga mit West-Beteiligung“ (n-tv, 2. Juli 2015) zieht zum 7. Spieltag Dynamo Dresden relativ souverän seine fußballerischen Kreise auf dem Rasen. Und 1. FC Magdeburg, Chemnitzer FC, FC Erzgebirge Aue sowie FC Hansa Rostock tummeln sich in der oberen Tabellenhälfte. Aber Angst? Angst im Sport, beim Fußball, ist mitnichten ein guter Ratgeber. Denn Angst essen Seele auf.
Seelenlos übertrieben scheint zuweilen der aktuell öffentliche Umgang mit den aus dem Osten in den Westen schwappenden Fanströmen der ’DDR-Oberligisten’ zu sein.
Hinsichtlich der Vorkehrungen bei Auswärtsspielen von Aue und Dresden berichtete die Dresdner Morgenpost kürzlich über “Alkoholverbot in Würzburg, Aufrufe des Hotel- und Gastronomieverbandes, keinen Gästefans Betten anzubieten, Großaufgebote an Polizei in Bremen, erst 75 Minuten vor Spielbeginn Einlass für die FCE-Fans beim VfB Stuttgart II, rigorose Kontrollen sogar gegenüber Medienleuten“. Zudem verpassten Dresdner Anhänger beim Auswärtsspiel gegen die Zweite von Werder “die ersten 20 Minuten, weil die Bremer Polizei am Einlass ohne Not Tränengas einsetzte“. Zum Alkoholverbot in Würzburg wird eine Wirtin zitiert: “Das ist gegen alle Ost-Vereine so.“
Patrick Geißler, Pressesprecher von Kickers Würzburg, relativiert allerdings wohlformuliert: “Wir haben vor der Saison gemeinsam mit Stadt und Polizei die Spiele kategorisieren müssen. In diesem Zuge wurden acht Spiele als Risikospiele eingestuft, unter anderem Dresden und Aue, aber auch Osnabrück und Kiel. Dies richtet sich nicht nur gegen Ostvereine.“
Bei der Dresdner Morgenpost übrigens wurde aus der westrepublikanischen “Angst vor den Ost-Teams“ (Print-Ausgabe) ziemlich schnell die “Angst vor den Ost-Fans“ (Online-Ausgabe). So relativiert sich wenigstens der sportliche Aspekt für die West-Beteiligten in der DDR-Oberliga.
[Fundstück] Peter Richter, in Dresdner Morgenpost, 1. September 2015 –
(…) wer damals im Osten unbedingt die Einheit wollte, war ein Wirtschaftsflüchtling, der nicht einmal seine Heimat verlassen musste.
ElbsandsteinPolemik
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