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Schwarz-Gelbes X

“Projekt X“ – 851 Tage Vorbereitung, rund 70 Kilometer Nähgarn, gut 13.000 Quadratmeter Stoff, 350 Meter lang, 35 Meter hoch

DIE LEGENDE AUS ELBFLORENZ – DER VEREIN MIT DEN BESTEN FANS

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(Rudolf-Harbig-Stadion, 31. Oktober 2015 – Foto: dehli-news.de)

“Und alles nur, weil wir Dynamo Dresden lieben!“ (Ultras Dynamo)

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SGD vs. FCM – Nur ein Spiel?

Bei der anstehenden Begegnung zwischen der SG Dynamo Dresden und dem 1. FC Magdeburg am 31. Oktober in der 3. Liga handelt es sich lediglich um ein Fußballspiel. Könnte man meinen. Nichtsdestotrotz ist die Versuchung nicht gerade klein, ein wenig mit den Beobachtungen vorab zu spielen.

Nach dem 2:1 der Dresdner am letztzurückliegenden Spieltag in Kiel bejubelte ein Teil der Mannschaft den Erfolg im Innenraum des Stadions hinter einem Banner, “auf dem eine Faust das Emblem des FCM zerschlägt. Für die Aktion hat sich Dynamo umgehend bei den Magdeburgern entschuldigt, sagte Ralf Minge … Die Spieler hätten in ihrer Emotionalität nach dem Sieg nicht realisiert, was sie hochhalten, erklärte der Sportvorstand“, berichtete die Sächsische Zeitung am Montag danach.

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(Holstein-Stadion, 24. Oktober 2015 – Foto: dehli-news.de)

An dieser Stelle ist die Versuchung durchaus gegeben, leicht abgewandelt ein Zitat von Eduard Geyer ins Spiel bringen zu wollen. Könnte man, muss aber nicht sein.

“Dass sich … ein Großteil der Dynamo-Profis aber mit dem Banner fotografieren lässt, geht ihrem Mitspieler Andreas Lambertz dann doch entschieden zu weit. ’Ich habe den Jungs gesagt, dass man so etwas als Spieler nicht macht. Ihre Antwort: Sie wussten gar nicht, was auf der Fahne drauf ist’“, war dann einen Tag nach dem Montag in der Sächsischen Zeitung zu lesen. Eduard Geyer, übernehmen Sie?

In ihrer Montagsausgabe untertitelte die Dresdner Morgenpost besagten Faust-Schnappschuss übrigens wortspielend andeutungsvoll: “Nach dem Sieg in Kiel feierten die Dynamos mit den Fans und stimmten sich auf das Ostderby gegen Magdeburg am Sonnabend ein.“

Die Entschuldigung von Ralf Minge wiederum hätte es allerdings nicht gebraucht, stellt die Sächsische Zeitung aktuell dar und lässt Mario Kallnik vom FCM vorab zur Begegnung im Rudolf-Harbig-Stadion verbal mitspielen: “’Wir sind Sportsleute, haben das nicht so hoch gehängt und fühlen uns auch nicht provoziert. Für mich ist nur eines entscheidend: dass es am Ende des Tages friedlich zugeht’, bekräftigt der Sportchef und findet, zum Derby gehöre ein bisschen Provokation dazu.“

Genug der Wortspielereien. Es ist nur ein Fußballspiel. Alles ist gesagt?

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(Die Botschaft …)
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(… beim behüteten Nachwuchs – Fotos: O.M.)

Der Versuchung nachzugeben, in der sächsischen Landeshauptstadt einen Blick auf öffentlich geschützten Raum zu werfen, ist dann schon wieder eine andere Geschichte.

– Update 28. Oktober 2015 –

Mittlerweile schimmert die Mauer auf dem Gelände der SG Dresden Striesen ohne Schrift durchgängig grün.

Ultras Dynamo in Köln: Wenn der WDR traurig kommentiert

Nein, viel erfreuliches oder etwa gar lustiges gab es aus seiner Sicht für den Kommentator vom WDR bei der Live-Übertragung der Drittliga-Begegnung Fortuna Köln gegen Dynamo Dresden am diessaisonal 8. Spieltag nicht unbedingt zu berichten. Zu schnell nach Beginn der Partie gingen die Dresdner sogleich in Führung – 0:1, 0:2. Und noch schneller nach der Halbzeitpause dann 0:3. Gut, das Wetter war schön im Südstadion, auch aus Kölner Sicht. Aber traurig eben für die Fortuna. Und auch für den WDR-Reporter, was ihm folglich anzumerken ist.

Kurz nach dem dritten und fast unmittelbar vor dem vierten Dresdner Tor “nehmen die Dynamo-Fans das Südstadion komplett unter ihre Fahne“ (Dehli-News).

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(Köln, 12. September 2015 – Foto: dehli-news.de)

Und der journalistische Mitarbeiter vom WDR kommentiert –

“… Die Dresdner Flagge. Guckt ’n bisschen traurig … Kein Grund, so miesepetrig zu gucken …“

Nein, nicht betrübt und auch nicht mürrisch sein wegen des rasenballerischen Spielverlaufs, lieber Westdeutscher Rundfunk. Aber vielleicht wissen, dass das Logo der Ultras Dynamo (UD) einfach so ausschaut. Fast immer schon. Könnte bekannt sein. Auch im Westen. Und beim Rundfunk. Sportjournalistisch gesehen. Muss aber nicht. Traurig?

Am Ende gewinnt Dynamo Dresden mit 5:1 bei Fortuna Köln. Und der mitnichten nur szeneintern so geheißene ’Böse Ball’ von UD guckt immer noch so.

3. Liga: Angst vorm Osten im Westen?

Sportlich gesehen mag im Westen der Bundesrepublik ja ein gewisser Respekt vorhanden sein. In der “DDR-Oberliga mit West-Beteiligung“ (n-tv, 2. Juli 2015) zieht zum 7. Spieltag Dynamo Dresden relativ souverän seine fußballerischen Kreise auf dem Rasen. Und 1. FC Magdeburg, Chemnitzer FC, FC Erzgebirge Aue sowie FC Hansa Rostock tummeln sich in der oberen Tabellenhälfte. Aber Angst? Angst im Sport, beim Fußball, ist mitnichten ein guter Ratgeber. Denn Angst essen Seele auf.

Seelenlos übertrieben scheint zuweilen der aktuell öffentliche Umgang mit den aus dem Osten in den Westen schwappenden Fanströmen der ’DDR-Oberligisten’ zu sein.

Hinsichtlich der Vorkehrungen bei Auswärtsspielen von Aue und Dresden berichtete die Dresdner Morgenpost kürzlich über “Alkoholverbot in Würzburg, Aufrufe des Hotel- und Gastronomieverbandes, keinen Gästefans Betten anzubieten, Großaufgebote an Polizei in Bremen, erst 75 Minuten vor Spielbeginn Einlass für die FCE-Fans beim VfB Stuttgart II, rigorose Kontrollen sogar gegenüber Medienleuten“. Zudem verpassten Dresdner Anhänger beim Auswärtsspiel gegen die Zweite von Werder “die ersten 20 Minuten, weil die Bremer Polizei am Einlass ohne Not Tränengas einsetzte“. Zum Alkoholverbot in Würzburg wird eine Wirtin zitiert: “Das ist gegen alle Ost-Vereine so.“

Patrick Geißler, Pressesprecher von Kickers Würzburg, relativiert allerdings wohlformuliert: “Wir haben vor der Saison gemeinsam mit Stadt und Polizei die Spiele kategorisieren müssen. In diesem Zuge wurden acht Spiele als Risikospiele eingestuft, unter anderem Dresden und Aue, aber auch Osnabrück und Kiel. Dies richtet sich nicht nur gegen Ostvereine.“

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(Gedruckt …)
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(… und online – Screenshots: O.M.)

Bei der Dresdner Morgenpost übrigens wurde aus der westrepublikanischen “Angst vor den Ost-Teams“ (Print-Ausgabe) ziemlich schnell die “Angst vor den Ost-Fans“ (Online-Ausgabe). So relativiert sich wenigstens der sportliche Aspekt für die West-Beteiligten in der DDR-Oberliga.

Faust des Ostens: Zählappell – Rechtsextreme Hooligans in Sachsen

Beinahe wäre so ein kleiner ’Zählappell’ hinsichtlich der Faust des Ostens weniger oder mehr rechts liegen gelassen worden. Unbedingt öffentlich wurde bislang eine solche Zahlenspielerei nun aber auch nicht unbedingt betrieben. Wobei Zahlenspielerei gewiss nicht der richtige Terminus ist. So viele sind es nämlich gar nicht. Also, Zahlen. Und mittlerweile bei der Faust des Ostens. Scheint es.

Im Mai 2013 laufen Ermittlungen gegen mehr als 100 Beschuldigte der Faust des Ostens. Zitierte damals die Sächsische Zeitung Oberstaatsanwalt Jürgen Schär. Mitte Februar 2015 hat die Faust des Ostens dann etwa 40 Mitglieder. So die zu diesem Zeitpunkt von DPA zitierten Angaben von Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU). Die Herren sowie beide Behörden sind sich arbeitsintensiv durchaus vertraut, ist zu vermuten, und nicht erst seit gestern.

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(Dresden, Februar 2011 – Foto: O.M.)

Im Zusammenhang der 2015’er Februar-Antwort des Innenministers (Vorgangs-Nummer 6/579) auf eine Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Kerstin Köditz (DIE LINKE) legt Markus Ulbig etwa 160 Rechtsextremisten in der gewaltbereiten Fußballfanszene in Sachsen zugrunde. Aus dem Fanumfeld vom 1. FC Lok Leipzig wird die Gruppierung Scenario Lok als rechtsextremistisch eingestuft. Der Gruppe, die im Oktober vergangenen Jahres ihre Auflösung bekannt gegeben habe, seien etwa 70 Mitglieder zugerechnet worden. Im Umfeld des Chemnitzer FC gibt es mit der New Society und Kaotic Chemnitz zwei rechtsextreme Fangruppen mit zusammen etwa 50 Mitgliedern. Ja, und die Faust des Ostens aus der Peripherie von Dynamo Dresden eben noch.

(…) Die getroffenen Aussagen stießen beim Chemnitzer FC auf Unverständnis (…) wurde die “New Society“ vor drei Jahren hinsichtlich ihrer Symbolik vom Verein verboten. Gegen damalige Führungskräfte sind entsprechende Stadionverbote verhängt worden (…) [cfc-fanpage.de, 19. September 2012]

Wie schnell doch so ein gebrauchtes Jahr vergeht. Oder zwei. Oder drei.