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Über Pyrotechnik reden? Mal wieder?

“Fanorganisationen verlassen Dialogstrukturen des DFB“, war einst im Oktober 2015 zu lesen (Fußballfans, DFB, Dialog – Punkt, Aus, Ende?). War da was?

“DFB und DFL haben die Diskussion um Pyrotechnik für beendet erklärt. Sie beriefen sich dabei auf ein Rechtsgutachten, das das Verbot bestätigen soll. Laut der Initiative ’Pyrotechnik legalisieren’ besagt das Gutachten etwas anderes – von Täuschung ist die Rede“, hieß es weit zuvor im Dezember 2011 (Über Pyrotechnik weiter sprechen scheint kein Verbrechen). War da was?

Noch länger zurückliegend gab es in der Causa bereits im Herbst 2010 offiziell wahrnehmbare Post (Pyrotechnik im Stadion: Offener Brief aus Chemnitz an den DFB). War da was?

Und nun, Anfang 2019, alles auf Null? Ist da was?

Die Sächsische Zeitung jedenfalls titelbildet in ihrer Print-Ausgabe vom 21. Februar dieses Jahres mit “Feuer frei im Stadion?“ und publiziert einen durch Dynamo Dresden unterstützten Anstoß zur Diskussion in Sachen Pyrotechnik. Alles neu macht ein Februar, egal welchen Jahres?

“Wir würden uns wünschen, dass es zu diesem Thema künftig wieder einen institutionalisierten Dialog zwischen den aktiven Fanszenen, Vereinen und Verbänden in Deutschland gibt“, zitiert die Sächsische Zeitung Michael Born, Geschäftsführer bei Dynamo Dresden.

Gleichzeitig forderte Born die Fans auf, “so lange es in der Sache keinen Kompromiss gibt, auf Pyrotechnik zu verzichten“. Wie gehabt. In Ewigkeit. Amen?

(Pro Bengalo 500 Euro? Volksparkstadion, 11. Februar 2019 – Foto: ultras-dynamo.de)

Allerdings regte der Dynamo-Geschäftsführer im Nachgang immerhin an, “dass alle Seiten wieder aufeinander zu gehen, um einen ehrlichen Kompromiss zu finden“. Eine weniger als mehr glaubhafte Botschaft, einmal wieder …

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) reagierte indes “trotzig“, so aktuell die Sächsische Zeitung.

“’Pyrotechnik in den Stadien ist nach den DFL-Statuten verboten’, heißt es in einer Stellungnahme, auf die sich der DFB beruft. Damit blieben die schriftlich gestellten Nachfragen der Sächsischen Zeitung unbeantwortet, wie die, ob ein erneuter Dialog denkbar wäre und wenn ja, unter welchen Bedingungen.“

Same procedure as always?

MedienScreen # 206 [Dynamo Dresden. Hooligans never die? Whyever …]

[Fundstück] “Nach Hooligan-Flop: HSV gegen Dynamo Dresden soll annulliert werden“, spuckelch.de, 12. Februar 2019 –

(…) Nachdem die letzten Dynamofans Hamburg verlassen haben und die Stadt einer ersten Bilanz zu Folge noch steht, wurde bekannt, dass ein breites Bündnis aus Hamburger Medienschaffenden, Bürgern und Sensationstouristen eine Annullierung des 1:0 ausgegangenen Spiels zwischen dem HSV und Dynamo Dresden beantragt hat. Ziel sei es, die Partie neu anzusetzen und zu wiederholen.

Ein Sprecher des Bündnisses sagte, die “gefürchteten Dresdner Hooligans“ sollten eine zweite Chance bekommen. Denn ihr Auftritt in Hamburg habe in keinerlei Hinsicht den tagelang geschürten Erwartungen entsprochen. Einige Beobachter sprechen sogar davon, dass sich die “Hooligan-Invasion“ von der Ostelbe mit dem Benehmen durchschnittlicher Fußballfans vergleichen ließe.

Mickrige drei Festnahmen, ein vollgepinkelter Vorgarten, eine vermüllte Straße und unflätig “besonders aggressiv“ beschimpfte Journalisten seien die schlimmsten Schäden, die “Hunderte“ nach Hamburg gereister Hooligans zustande gebracht haben.

Die schwarz-gelben “Aggro-Fans“ seien dabei weit unter ihren Möglichkeiten geblieben und hätten mit ihrem durchschnittlichen Verhalten die eigentlich geplante Berichterstattung massiv behindert. Seitens der Dresdner sei so eine große Chance verpasst worden, endlich mal wieder für bundesweite Schlagzeilen abseits der sportlichen Misserfolge zu sorgen.

Immerhin sei Ruf der Dynamofans über Generationen blutrünstiger Haudraufs aufgebaut worden. Nun wäre es eine Frage des Fair Play, dass dieser nicht wegen der in Hamburg skrupellos an den Tag gelegten sturen Verweigerungshaltung einiger Tausend Irrläufer innerhalb kürzester Zeit zunichte gemacht wird.

Die Sachsen ließen die Chance verstreichen, Geschichte zu schreiben und den G20-Gipfel im Jahr 2017 vergessen zu machen. Deshalb ist auch ein großer Teil der schaulustigen Hamburger Bürger enttäuscht über den Ausgang dieses Abends. Sie hätten sich so darauf gefreut, endlich mal wieder “Gewalt beklatschen“ zu können. Nun unterstützen sie die Bemühungen um eine baldige Rückkehr der Dresdner Hooligans.

Wird diese zweite Chance nicht für eine Rehabilitierung genutzt, sehe man keine andere Möglichkeit, als in künftigen Berichterstattungen dem Dresdner Gewaltpublikum die Eigenschaft “gefürchtet“ abzuerkennen.

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Mit Dank & Gruß an den Spuckelch und dortselbst im Original [error left].

MedienScreen # 204 [Dynamo Dresden. Und ein erlebnissportlich orientiertes Eck.]

[Fundstück] Cornelius Pollmer, “TOHUWABOCKWURST“, Stadtluft Dresden (# 3, Print) –

(…) Willkommen am Straßburger Platz, willkommen bei Acki’s, willkommen also an einem jener Orte Dresdens, die Touristen besonders schlecht zu erklären sind. Das Acki’s ist ja nicht nur eine “Sportsbar“, wie es blätternd an einer Fassade steht. Es ist, an den Spieltagen von Dynamo, ein ultimativer Durchlauferhitzer. Eine Tankstelle für alle, die vor oder nach der Schlacht im Stadion “eens naschen“ wollen. Oder zwee. Oder neune.

Von weitem muss das Acki’s auf Touristen wirken, als hätte ausgerechnet in Dresden ein indigener Stamm bis in die Gegenwart überlebt. Wie von der Zeit vergessen liegt die kleine Hütte da, unweit vom Großen Garten und vom Stadion, eingekesselt von der Moderne. Von Gläserner Manufaktur und sprießendem Wohneigentum auf der Cockerwiese. Über dieser Hütte steigt Dunst auf, vielleicht sind es ja auch Rauchzeichen. Könnte ja sein, dass da keine zufälligen Wölkchen über dem Grill stehen, könnte ja sein, dass ich hier Zeuge eines stummen und vorzeitlichen Wechselgesangs werde, mit einem Widerpart irgendwo draußen, außerhalb der Stadt. Dy-na-mo (…)

(…) Billige Beats platzen ins Geschnatter, man hört beim Herumtapern nur Schlagworte: Regensburg. Ausländer. Walpurgis. Stadionverbot. Mingus. Umhau’n. Kunde. Am Grill werden im Sekundentakt Fleischprügel gewendet. Das dicht geknüpfte Netz an Leergutkästen kann den Pfand gerade so aufnehmen. Auch auf den Stehtischen sammeln sich solidarische Verbünde leerer Bierflaschen. Das Regiment Radeberger.

All dies ist getragen von dieser eigentümlichen Vorfreude, die sich vor jedem Spiel aufbaut und die, wie sich herausstellt, nicht nur im Stadion bald nach Anpfiff erstirbt.

Bei Acki’s zu sein, das heißt ja in aller Regel, vor der Bar herumzustehen und dünne zu quatschen (…)

(…) Im Gehen drehe ich mich noch einmal um, ein atmosphärisches Leuchten liegt über dem Stadionkessel, ein kalter Sternennebel (…)

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“’Stadtluft Dresden’ ist eine unabhängige Publikation – frei von PR und Schönfärberei – über die Stadt, über die man sich sowohl im besten als auch im schlechten Sinne immer wieder wundern muss. Gerade im Jahr 2018 hat die sächsische Landeshauptstadt einmal mehr negativ von sich reden lassen. Allerhand mediale Sonderthemen über Dresden (beispielsweise vom ZEIT-Magazin oder vom Magazin der Süddeutschen Zeitung) versuchten in diesem Jahr die Stadt zu erklären. “Stadtluft Dresden“ nähert sich mit journalistischen sowie literarischen Innen- und Außensichten der Frage, weshalb die Stadt mit ihren Widersprüchen so ist wie sie ist.“ [flurfunk-dresden.de, 29. November 2018]

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Ultras Dynamo: Sogenannte Fans

Ein Knaller von UD, unbestritten. Als Druckwerk. Und noch dazu pünktlich zum diesjährigen Jahresendgeschäft der gewogenen Gemeinde dargeboten: “Die Chronik zu 18 Jahren Ultras Dynamo“. Ein Bildband.

(Schwarz-Gelber Blockbuster – Foto: O.M.)

(…) Ist es trotzdem ein Bildband für die ganze Kurve?

Ohne Wenn und Aber, ja. Wir denken, dass uns ein guter Mix aus unveröffentlichten und sehr bekannten Bildern gelungen ist (…)

[Interview zum Buch @ sogenanntefans.ultras-dynamo.de]

Das Werk bewegt – zudem in vorzüglich gedruckter Qualität – emotional einiges. Ohne Frage. Retrospektiv. Ja, es war einmal. Was bleibt? “… Wehmut nach den alten Zeiten …“? (Scotch, ’Blut und Schmerz’). The Times They Are a-Changin’ …

Angemerkt sei noch: Über den Zahlencode des Erscheinungstermins von “Sogenannte Fans – Die Chronik zu 18 Jahren Ultras Dynamo“ an genau einem 13.12. – à la All Colours Are Beautiful – könnten Verschwörungstheoretiker gemeinschaftlich ebenso fabulieren, wie über anderes auch. Whatever.

Post Scriptum – Nach aktueller Ansage von Sogenannte Fans ist das Buch “bis auf weiteres ausverkauft“.

[Scotch, ’Blut und Schmerz’ @ Elbkaida TV, YouTube.com, 27. März 2016]

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(Twitter, 8. Februar 2019, 02:19 Uhr – Screenshot: O.M.)

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(Gesehen @ sogenanntefans.ultras-dynamo.de, 27. Februar 2019 – Screenshot: O.M.)

’Football Army Dresden’. Police raid. One year later.

Am Morgen des 5. Dezember 2017 durchsuchten Polizeikräfte im Zuge der eigens gebildeten ’Ermittlungsgruppe Dynamo’ Wohnungen sowie Geschäftsräume in Sachsen und darüber hinaus.

“Die Maßnahme, heißt es später von der Staatsanwaltschaft Karlsruhe, sei gleichzeitig vollzogen worden und richte sich gegen 28 Tatverdächtige aus der Fanszene von Dynamo Dresden. Sie wurden als die Organisatoren des Fanmarsches vom Mai 2017 in Karlsruhe ausgemacht, bei dem rund 2000 Anhänger als ’Football Army Dynamo Dresden’ in Tarnkleidung dem Deutschen Fußball-Bund plakativ wie demonstrativ den Krieg erklärten,“ schaut die Sächsische Zeitung in ihrer Print-Ausgabe genau am Jahrestag zu den damaligen Razzien zurück.

Ein Kalenderjahr nach besagter Durchsuchungsaktion jedoch fehlt es “an vorzeigbaren Ergebnissen. ’Die Verfahren sind alle noch am Laufen, es gibt weder Einstellungen noch Anklagen’, sagt [Staatsanwalt] Wagner auf Nachfrage (…), konkretere Aussagen seien nicht möglich. Nur soviel: ’Die Auswertung geht dem Ende entgegen, die polizeilichen Ermittlungen stehen kurz vor dem Abschluss’“, so zitiert aktuell die Sächsische Zeitung.

[BILD Sport via Twitter – Screenshot: O.M.]
Abgesehen davon – hat der Trabi, als vermummtes Panzerchen, seine ultrageheimen Geheimnisse unterdessen eigentlich preisgegeben? Geht es ihm gut? Ist er mittlerweile in Freiheit?

(…) der Trabant [sei] vorerst weiter beschlagnahmt [Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 17. März 2018].

… und nicht nur dahingehend – Fragen über Fragen.

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