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Torsten Gütschow. Matthias Maucksch. Flotter Dreier?

Wer kennt sie nicht? Noch. Nach wie vor. Gewissermaßen Urgesteine in der Geschichte von Dynamo Dresden. Torsten Gütschow und Matthias Maucksch. Beruflich nach ihrer rasenballsportlich aktiven Zeit in Trainerämtern. Beide. Torsten Gütschow betreut aktuell FSV Budissa Bautzen. Und Matthias Maucksch? Ist in eben jener Regionalliga Nord/Ost tätig. Bei FSV Union Fürstenwalde. Oder?

Jedenfalls trafen die beiden Alt-Recken Gütschow und Maucksch am 22. März 2017 randseitig des Spielfelds an der Bautzner Müllerwiese aufeinander.

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Und der eigentliche Gewinner war? Die Dresdner Morgenpost, print und online.

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(Dresdner Morgenpost Online, 23. März 2017 – Screenshots: O.M.)

Regionalliga Nord/Ost. Ob nun FSV Union Fürstenwalde oder FSV 63 Luckenwalde – FSV bleibt FSV? Aber bundeslandig Brandenburg sowieso. Da hat es Matthias Maucksch nicht so weit zu den Trainingseinheiten. Mit dem Auto eine gute Stunde. Rainald Grebe als Chauffeur? Und Torsten Gütschow? Allein in Sachsen? Nur FSV Budissa Bautzen? Da ist noch Potenzial … Forza!

MedienScreen # 37 [Regionalliga NordOst, Steppender Bär?]

[Fundstück] Marco Bertram, “Regionalliga Nordost: Hort der Angst und am-Raddreher, oder doch das Fußballparadies?“, turus.net, 23. April 2015 –

(…) Zwei Klicks weiter fällt indes ein anderer Bericht ins Auge. Mein Lächeln wird zu einem Stirnrunzeln. “Fear and Loathing in der Regionalliga Nordost“. Veröffentlicht in der Sportrubrik von vice.com. Ins Auge fällt selbstverständlich die Foto-Collage, die als knackiger Aufmacher dient. Schwarz gekleidete Fans auf einem Zaun, mächtig Pyrotechnik in der Babelsberger Nordkurve, rennende behelmte Polizisten und der beschmierte Mannschaftsbus des FSV Zwickau. Der Wilde Osten?! Beim Herunterscrollen ahne ich bereits, was kommen wird (…)

(…) dann mal geschaut, wie der englische Autor die Regionalliga Nordost beschreibt.

Ich wäre sogar mit entspannter Neugier an diesen Text herangegangen, wenn nicht auf der FB-Seite von VICE Sports Deutschland mit folgenden beiden Sätzen angefüttert wird: “Die Qualität der Spiele ist niedrig, dafür die Bierpreise umso niedriger.”, “Schlägereien, fliegende Feuerwerkskörper und Naziparolen. – Willkommen in der Regionalliga Nordost.” Der erste Satz ist bereits eine Frechheit, denn weltweit dürfte es kaum eine andere vierte Liga geben, in der solch ein guter Fußball gezeigt wird wie in Deutschland. Sicherlich wird auch das Niveau in der vierthöchsten englischen Profiliga (League Two) nicht allzu übel sein, von daher mag man die Meinung eines Engländers noch durchgehen lassen (…) Beim Satz mit den Schlägereien und Naziparolen kommt indes schon fast Brechreiz auf (…) Müssen wieder einmal sämtliche Klischees bedient werden, um Leser zu ziehen?

Ja, ja. Der Osten. Dumpf. Gefährlich. Rechtslastig. Und der Fußball der Regionalliga Nordost ist auch noch unter aller Sau. Na, Hauptsache das Bier ist billig. Fein, fein (…) Aber zum Text: Gleich im ersten Abschnitt wird etwas von Provinzstädtchen, ewigen Talenten, gefallenen Helden und B-Elfs gesprochen. Und auch die verlotterten Tartanbahnen werden herangezogen. Der Wind, der einen so romantisch um die Ohren bläst. Vom blinden Fanatismus ist die Rede, und vom absoluten Desinteresse der anderen. Wovon ist hier die Rede? Von der dritten Spielklasse in Bosnien und Herzegowina oder in Mazedonien?

Provinzstädtchen? Fünf von 16 Regionalligisten kommen in der laufenden Saison aus Berlin. Ob die U23-Teams von Hertha BSC und des 1. FC Union Berlin sowie der extrem zuschauerschwache Berliner AK 07 bereichernd sind, ist die andere Frage. Allerdings bleibt der Fakt, dass fünf Mannschaften aus der deutschen Hauptstadt kommen. Hinzu kommen die Vertreter aus Potsdam-Babelsberg, Magdeburg und Jena. Allesamt ganz gewiss keine Provinzstädtchen. Und die anderen Vertreter? Halberstadt? Neustrelitz? Zwickau? Sicherlich keine Großstädte, aber sicherlich auch keine Dörfer. War der Autor des Textes bereits einmal dort? (…)

Im Jahr 2012 zog es den Autor Mike, der von England (Anhänger des Rochdale FC) nach Deutschland zog, zum ersten Mal in ein regionales Stadion. Er besuchte das Duell SV Babelsberg 03 vs. Karlsruher SC und seitdem war er “wider besseren Wissens vom Regionalligavirus befallen” (…)

Mike hatte sich sofort in Nulldrei verliebt und begleitete den Verein trotz diverser sportlicher Klatschen in die Regionalliga Nordost. Prima so. Wäre alles schön soweit, wenn nicht die große Klischee-Schublade aufgezogen werden würde. “Der Gang in den Wild Wild East.” Was soll ich dazu sagen? (…) Ja, den “Wilden Osten” gab es mal – und der hatte kurz nach dem Mauerfall in der Tat sehr hässliche Seiten. Die negativen Auswüchse wird wohl niemand in Frage stellen. Allerdings leben wir inzwischen im Jahr 2015 – und der Osten ist keinesfalls mehr der Osten wie vor 20 Jahren, als manch ein derzeitiger junger aktiver Fan der Gegenwart noch in den Windeln lag (…)

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(Friendly Far East, Phan Thiet – Foto: O.M.)

Zurück zum besagten Text bei VICE (…) nun kommt es zum Geschehen auf den Rängen. So seien in der Regionalliga Nordost die Fans der wahre Star. Und diese drehen völlig am Rad. Mal kurz überlegen. Wer dreht wo am Rad? Wenn es nach der Stimmung geht, drehen die deutschen Fußballfans – im Gegensatz zur derzeitigen Situation in den Stadien der oberen englischen Spielklassen – wirklich am Rad. Von der 1. Bundesliga bis hinunter zu den Regionalligen. Kein Phänomen im Osten unseres Landes. Auch im Südwesten und Westen gibt es Viertligisten, bei denen schon mal ganz kräftig “am Rad gedreht wird”.

Aber jetzt. Dieser Satz musste wohl sein: “Doch da wir in der Regionalliga Nordost spielen, wo überwiegend Teams aus den neuen Bundesländern am Start gehen, sind auch rechtsgerichtete Parolen oft nicht weit entfernt.” Möchte man in England auch solche stumpfen Klischee-Aussagen über ihre Regionen lesen? Burnley! Ist das nicht dieses verdammte Nest, wo nur hirnlose Hooligans und rechte Schläger die Pakistaner jagen? Und ja, sind englische Fußballfans nicht von Hause aus unterbelichtet, fettleibig und alkoholsüchtig? Richtig! Das möchte niemand in England lesen. Und ich würde auch im Traum nicht daran denken, das ernsthaft zu behaupten. Also! Rechtsgerichtete Parolen? Wo genau? Wir nehmen jetzt an dieser Stelle erst einmal die Konfliktspiele gegen den 1. FC Lok Leipzig und den BFC Dynamo außen vor. Erster Fakt: Tritt Babelsberg 03 mit seiner links-alternativen Fanszene an, kriechen beim Gegner durchaus Personen mit rechtem Gedankengut aus den Löchern. Das wird niemand bestreiten wollen, allerdings wollen wir ja über die Regionalliga Nordost als Ganzes sprechen.

Also nochmals: Jena? Magdeburg? Zwickau? Drei RL-Vertreter mit großer Anhängerschaft. Am Rad drehen? Rechtsgerichtete Parolen? Wohl eher kaum. Und falls aufgetretene Tore zum Innenraum der Magdeburger Old-school-Garde für Erschrecken sorgte – das ist kein ostdeutsches Phänomen. Solche Vorgänge können durchaus auch mal in Köln und Essen bestaunt werden (…) Aber nochmals: Wir sprechen von der gesamten Regionalliga Nordost. Etwaige Vorfälle in Aachen würde man schließlich auch nicht auf die gesamte Regionalliga West projizieren.

Ja, ich wirke – auf gut Deutsch gesagt – angepisst. Zurecht. Denn als jemand, der mit dem Fußball in dieser Region aufgewachsen ist, lese ich ungern von einem, der erst seit 2012 den Fußball hierzulande besucht, ungern folgendes: “Die Regionalliga Nordost erfüllt alle Stereotypen im Bezug auf Ostdeutschland, angefangen bei noch harmlosen Mode-Fauxpas auf der Tribüne, die meist mit der Jeans- und Turnschuhauswahl zu tun haben, über lächerliche Schlager-Klubhymnen bis hin zu Fan-Gewalt und rechtsextremen Parolen.” (…)

Der untere Teil des Textes wird richtig grässlich. “Doch der Fußball in den neuen Bundesländern war nicht immer eine solche Tristesse. Zu Zeiten der DDR waren ostdeutsche Vereine noch auf der europäischen Fußballbühne vertreten …” Und weiter: “Neben dem Feld schneidet der 1. FC Magdeburg von den vier Mannschaften noch am besten ab, wenn auch nur sehr relativ betrachtet … Leider sind Gewaltausbrüche dieser Art bei Spielen des 1. FCM keine Seltenheit. Das Spiel gegen mein Team aus Babelsberg in der letzten Saison musste gleich zwei Mal unterbrochen werden, weil Magdeburger Fans das Spielfeld stürmten und gefährliche Pyrotechnik zum Einsatz kam.” Mir fehlen die Worte. Und das vor allem deshalb, weil ich mich beim 1. FC Magdeburg recht gut auskenne (…) Falls Pyrotechnik indes generell strikt abgelehnt wird, sollte das im Text durchaus deutlich rübergebracht werden.

Dass es noch dicker kommt, war beim Lesen zu erwarten. “Doch im Vergleich zum BFC Dynamo sind die Fans des 1. FCM noch echte Engel. Zu sagen, dass der BFC Dynamo der verhassteste Fußballverein in Deutschland ist, wäre noch eine Untertreibung. Diesen Ruf hat man sich aber auch redlich verdient.” Schön, dass man als 2012-Fußball-Hinzugezogener eine solch klare Äußerung treffen kann (…) Fertig ist der ostdeutsche Salat!

Ein weiterer Auszug aus dem besagten Bericht: “Und nein, das sind eben leider keine Einzelfälle. Ich könnte noch unzählige weitere Beispiele anbringen – etwa über den FSV Zwickau, dessen Fans auch nicht gerade Kinder von Traurigkeit sind. Oder über Polizisten, die ihren Frust darüber, zu ‘Drecksvereinen’ wie Babelsberg geschickt zu werden, an uns Fans auslassen, indem sie nur allzu gern zu Schlagstock und Pfefferspray greifen. Denn eine Sache muss dir klar sein: In der Regionalliga Nordost hört dich niemand schreien.” Unzählige weitere Beispiele? Nur zu. Wenn schon, denn schon. Der Bericht versickert allerdings in den letzten Abschnitten (…)

Mein persönliches Fazit: Schön, dass das Bier prächtig lief. Besser macht es den Bericht trotzdem nicht. Ich gehe jetzt in die Küche, tanke einen Becher Wasser nach, drehe nochmals eine Runde auf dem Tempelhofer Feld und lasse den wirklichen einstigen Wilden Osten im Geiste nochmals Revue passieren. Auch wenn sich manch ein Heranwachsender still und heimlich genau diesen in der Gegenwart wünscht und erwartet – sorry, genau diesen Klischeebehafteten gibt es nicht mehr. Was nicht heißen soll, dass es in den ostdeutschen Fankurven nicht rockt! 😉

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Mit Dank & Gruß an Marco Bertram.

[Dieser Beitrag wurde am 27. April 2015 bei Ostfussball.com publiziert.]