Schlagwort-Archive: David Bowie

MedienScreen # 337 [DDR. Einst. Und Jahrzehnte später. ES lebt?]

[Fundstück] “75 Jahre DDR: Die Unsterbliche“, politplatschquatsch.com, 7. Oktober 2024 –

(…) Als die Nomenklatura der DDR im “Palast der Republik“ zusammenkam, um den sogenannten “Republikgeburtstag“ zu feiern, ahnten weder die führenden Genossen noch ihre Untertanen, dass es der letzte Festakt aus diesem Anlass und an diesem Ort sein würde. Die neue Herrschaft verlegte den Einheitstag auf den 3. Oktober, um dem nächsten 7. zuvorzukommen. Der Palast wurde eilig abgerissen. Die Funktionäre landeten im Gefängnis, im Exil oder zumindest im gesellschaftlichen Abseits.

Zuverlässig bespielt die westdeutsche Politik die politische Bühne seitdem weitgehend allein. Es sind westdeutsche Sender, Zeitungen und Zeitschriften, die zumindest bei Gelegenheit den Puls des Ostens fühlen. Westdeutsche Wissenschaftler befragen den in den angehängten Landesteilen verbliebenen Bevölkerungsteil und deuten dessen Angaben. Gelegentlich gibt es Lob für Anstrengungen, die stoisch erduldeten Zurücksetzungen und die Einsicht in die Notwendigkeit, das ostdeutsch-landmannschaftliche nun mal langsam hinter sich zu lassen.

Währenddessen rehabilitieren politische Verantwortungsträger die unselige DDR-Diktatur nach Kräften. Schon lange ist der Sozialismus keine schlechte Idee mehr, sondern ein Menschenversuch, der beim nächsten Mal einfach besser gemacht werden muss. Bespitzelung der Bürgerinnen und Bürger, die Unterdrückung abweichender Meinungen, auch wenn sie nicht strafbar sind, und der Aufbau einer umfassenden Bürokratie zur Beobachtung von verdächtigen gesellschaftlichen Strukturen – langsam, aber umso beharrlicher robbt sich der freiheitliche Staat auf ein Gelände vor, das ein deutsches Staatswesen zuletzt vor 35 Jahren zu intensiv beackert hat.

Diesmal ist alles gut gemeint. Diesmal will niemand jemandem am Zeug flicken. Diesmal darf der Bürger sicher sein, dass alles zu seinem Besten geschieht. Diesmal wird die Planwirtschaft ihre Überlegenheit beweisen.

Die Älteren sehen die Parallelen. Die Generation in Ost und West, die selbst keine Erfahrungen mit einem obrigkeitlichen Staat hat, hält die übergriffige Bürokratie der Meldegänger, Verfassungsschützer, Staatsschutzabteilungen und regierungsamtlich bestallten Meinungsfreiheitsaufseher für normal. Deutschland Ost und Deutschland West streben an dieser Stelle auseinander.

Westalgiker sehnen sich zurück nach der Zeit, als ihr Staat noch der Bonner war, gelenkt und geleitet von alten weißen Männern mit der Lebenserfahrung eines verlorenen Krieges und eines gelungenen Wiederaufbaus. Ostalgiker müssen sich für die von Westdeutschen gegründete und bis heute überwiegend geführte AfD verantworten – und zudem dafür, mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht nun auch noch einer ausgewiesenen Kommunistin folgen zu wollen.

Undankbarkeit wird da sichtbar (…)

[Mit Dank & Gruß an PPQ und dortselbst im vollständigen Original.]

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(”We can be heroes, just for one day … What d’you say?” – Foto: O.M.)

David Bowie is gone forever

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(Screenshot Twitter – O.M.)

David Bowie ist gestorben. Das berichteten in den heutigen frühen Morgenstunden mehrere Medien. Erst vor wenigen Tagen, an Bowies 69. Geburtstag,  war sein neues Album Blackstar veröffentlicht worden.

”I don’t know where I’m going from here, but I promise it won’t be boring.” (David Bowie, 08.01.1947 – 10.01.2016)

R.I.P.

Ziggy is going home …

MedienScreen # 72 [Blackstar Shining]

[Fundstück] Andy Dallmann, “Schwarzer Stern, helles Leuchten – David Bowie erfindet mit seinem Album ’Blackstar’ nicht den Pop, dafür sich selbst neu. Das macht Hoffnung.“, Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), 8. Januar 2016 –

(…) Ein Hammer-Werk, auf das man sich halt einlassen muss; ein schwarzer Stern, der so hell leuchtet, dass sich die Konkurrenz strecken muss, will sie dagegen anblitzen (…)

(…) Reißzwecken im Schokopudding – daraus ein derartig leckeres Ganzes zu machen, ist zweifellos hohe Kunst. “Blackstar“ taugt nicht zum Soundtrack für den Abwasch und passt nicht ins Blabla-Radioformat. Nicht jeder wird damit auf Anhieb warm. Wie bei einem grundsympathischen Typ, den man zufällig trifft und der mit jeder Begegnung mehr und mehr zum wahren Freund wächst, rutscht diese Musik mit jedem Hören näher ans Herz. Ein Effekt, der im Pop derzeit nicht oft festzustellen ist. Doch Bowie macht wieder Hoffnung.

Michael Pilz, “Bowies neues Album ist eine nie gehörte Offenbarung“, Die Welt Online, 7. Januar 2016 –

(…) Bowie macht als alter Mann noch einmal was, wofür es keinen Namen gibt und womit Radiomacher und Musikkritiker schon begrifflich überfordert sind (…)

(…) Bowie war nie das Phantom, für das die Popkultur ihn gern gehalten hätte, nur weil er nichts postete und twitterte und deshalb nicht mehr wirklich da war. Er ist aber immer noch kein Geist (…)

“I’m not a popstar“, singt er – was man durchaus mal so stehen lassen könnte. Bowie ist der Schwarze Riese eines Universums, das sich nicht mehr ausdehnt, sondern immer kleiner wird (…)

Werner Herpell, “Bowie liefert ein fulminantes Meisterwerk ab“, n-tv.de, 8. Januar 2016 –

Ein Held für einen Tag zu sein? Für David Bowie nie genug (…)