FSV Zwickau: Kein Fußballstadion mehr auf der Halde?

Das Westsachsenstadion – volksmundlich WESA oder auch HALDE – soll nun wohl wirklich keine Zukunft mehr als Fußballspielstätte des FSV Zwickau haben. Der Stadtrat von Zwickau jedenfalls hat in seiner Sitzung am 8. November 2011 die Umbau- und Modernisierungspläne endgültig beerdigt, berichtet aktuell die Dresdner Morgenpost.

Wegen der scheinbar ständig weiter ausufernden Baukosten weit über den vormaligen Kostenvoranschlag hinaus war bereits im September ein Baustopp angeordnet worden. Die damalige Entscheidung von Oberbürgermeisterin Pia Findeiß (SPD) wurde nunmehr mit deutlicher Mehrheit vom Stadtrat der westsächsischen Kommune bestätigt.

“(…) Gleichzeitig stimmten die Räte einem Antrag der Fraktionen CDU, SPD/Grüne, Die Linke und FDP/Freie Wähler mehrheitlich zu, einen Grundsatzbeschluss für eine neue Fußballarena auf der grünen Wiese zu fassen. Bis März 2012 soll die Stadtverwaltung unter anderem Möglichkeiten zum Standort, zur Finanzierung sowie den Sicherheitsrichtlinien prüfen (…)“

Irgendwann also wird eine, numehr fast schon allerorts so geheißene, Fußballarena auch in Zwickau erblühen? Gelobpreist seist du – du bundesdeutsches durch und durch Profi-Fußball-Kommerz-Land.

Nach Darstellung der Dresdner Morgenpost soll das Westsachsenstadion nunmehr “unterdessen zu einer Multifunktionsarena umgebaut werden“ – Überraschung? Applaus? Fragen?

[Dieser Artikel wurde am 9. November 2011 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Chemnitzer FC: Neues Stadion auf der Kippe?

Einst schon schien ein modernisiertes Stadion für den derzeitigen Drittligisten Chemnitzer FC (CFC) in so genannten trockenen Tüchern wohlbehalten zu sein, der Stadt in Westsachsen neben anderen sächsischen Kommunen eine annähernd zeitgemäße Profifußball-Spielstätte in nähere Aussicht stellend und gleichzeitig ebenso die Auflagen des DFB für zukünftige Spielzeiten erfüllend. Allerdings sind die letztjünglich sportpolitischen Geschehnisse rund um die Chemnitzer Fischerwiese durchaus bekannt.

(…) In Chemnitz wird durch einen Antrag auf Befangenheit durch die Piratenpartei der Beginn des Stadionsbaus weiter nach hinten verschoben, ein Zwangsabstieg wegen Nichteinhaltung der Fristen durch den DFB könnte schlimmstenfalls die Folge sein (…) [Ostfussball.com, 1. November]

Mittlerweile muss nun der Chemnitzer Stadtrat am 9. November erneut über die Zukunft des Stadions entscheiden. “Die von der außerparlamentarischen Piratenpartei eingeschaltete Landesdirektion hatte zuvor eine Neuabstimmung empfohlen“ (mdr.de, 4. November). Zudem wurde auch die Videoübertragung der damaligen Stadtratssitzung auf den Chemnitzer Neumarkt “aufgrund möglicher Verletzung von Persönlichkeitsrechten in Frage gestellt“ (sachsen-fernsehen.de, 4. November).

Die Landesdirektion empfahl nunmehr, von einer erneuten Außenübertragung auf den Marktplatz abzusehen – “die dort herrschende Stimmung hätte die Stadträte unter Druck gesetzt“. Gleichzeitig betonte die örtliche Piratenpartei erneut, “nicht gegen das CFC-Stadion zu sein“, lediglich “gegen Korruption und viel zu lax befolgte Verfahren“.

Unterdessen berichtetete sachsen-fernsehen.de, mit Berufung auf Finanzbürgermeister Berthold Brehm, dass die Stadt Chemnitz ihre eigenen Sparpläne nicht einhalten könne. Gründe dafür seien unter anderem ’steigende Personalkosten durch anstehende Tarifverhandlungen, die Miete für das geplante CFC-Stadion und der Ausbau der Stadthalle’. Der bezügliche Haushaltsplanentwurf soll dem Chemnitzer Stadtrat allerdings erst am 25. Januar 2012 vorgelegt werden.

Offene Fragen über Fragen also – oder …?

[Dieser Artikel wurde am 5. November 2011 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Dynamo Dresden in Dortmund: Fans, Medien und der Mainstream

Während am Wochenende, wenige Tage nach den Begegnungen in der 2. Runde im diessaisonalen DFB-Pokal, in den Ligen wieder um Punkte gespielt wurde – “Ein Feiertag für Fußball-Dresden“ (Morgenpost am Sonntag) – nachwehten Betrachtungen besonders um die Pokal-Partie zwischen Borussia Dortmund und Dynamo Dresden nach wie vor durch die verschiedensten Informationskanäle.

Ersten Medienartikeln zum Dortmunder Pokal-Abend folgte im Nachgang dann viel und noch mehr allseitig zu lesendes in Print- und Online-Zeitungen, Blogs sowie Fan-Foren. Zwischenzeitlich wurden eine Stellungnahme der Fangemeinschaft Dynamo (27. Oktober) und ein ’Rückblick’ seitens Ultras Dynamo (28. Oktober) veröffentlicht.

Gleichfalls abseitig des Medien-Mainstreams gab es verschiedenste Verlautbarungen und Betrachtungen der Szenerie, aus denen exemplarisch einige, wie auch immer, herausragten.

Besonders der zuletzt angeführte Beitrag von publikative.org hat nachfolgend eine durchaus breite Kontroverse ausgelöst. “(…) Die Publikative versucht daher noch einmal, die unterschiedlichen Diskussionsstränge zu entwirren. Einerseits, weil wir das Gefühl haben, dass Teile der ursprünglichen Argumentation entweder nicht verstanden oder absichtlich ignoriert wurden, andererseits weil unsere Kritik an einer bestimmten Art von Journalismus täglich aufs Neue bestätigt wird (…)“ –

(…) Und wir sympathisieren keinesfalls mit den Tätern im Dresdner Anhang. Aber das ist schlicht und ergreifend nicht das Ende der Geschichte. Viele weitere Fragen schließen sich an: War das Sicherheitskonzept ausreichend für ca. 13.000 Gästefans? Hätte die Polizei den abgesprochenen (und auf ihren Wunsch hin umverlegten) “Marsch“ der Dresdener besser absichern müssen? Ging das in Dortmund verfolgte Konzept, keine Fantrennung durchführen zu wollen, möglicherweise nicht auf? Wie kann es sein, dass einerseits Bürgerkriegsszenarien heraufbeschworen werden, andererseits aber die polizeilich und (sport-)politisch Verantwortlichen sich (zumindest im ZDF) nicht einer kritischen Nachfrage stellen müssen? Weil man zwar Demonstrationen von 100.000 Castor-Gegnern einigermaßen polizeilich und medial begleiten kann, aber keine 13.000 Dresdner Fans? (…)

(…) Wer ausschließlich Vereinspräsidenten, Sportfunktionäre, Polizeisprecher und Sicherheitspolitiker zu Wort kommen lässt, hat die andere Seite schlichtweg nicht gehört. Wer darüber hinaus die ohnehin schon dominanten Stimmen der genannten Autoritäten in einem medialen Diskurs auch noch verstärkt, leiht seine Stimme daher auch nicht denjenigen, die keine haben, sondern denjenigen, die ohnehin schon in gesellschaftlichen Machtpositionen mit entsprechenden Befugnissen ausgestattet sind (…)

(…) Auch, dass es bei den Zweitliga-Ostderbys zwischen Dresden, Rostock und Cottbus zu Beginn der Saison mehr oder weniger ruhig blieb, wird weitgehend ausgeblendet. Stattdessen werden schamlos alle verfügbaren Klischees bedient, um damit die Forderung nach Zero Tolerance und harten Strafen zu verbinden – und zwar bitte ohne großes soziologisches oder sonst wie analytisches Gequatsche. Knüppel aus dem Sack und gut. Wie sehr diese Rhetorik der Logik des unverbesserlichsten Teils der Fanszenen in die Hände spielt, lässt sich kaum überschätzen. Die radikalsten Teile der Ultras werden in ihrem “Wir gegen alle – keine Kompromisse“-Weltbild so massiv bestätigt, wie es eben gerade geht. In der pauschalen Zuschreibung von “Gewalt“ an bestimmte Gruppen oder Fanszenen besteht die größte Gefahr einer Eskalation eben dieser (…)

(…) Mit anderen Worten: Wer “große Teile“ der Dresdner Fanszene zu vorerst nicht mehr resozialisierbaren Gewalttätern erklärt, treibt die gemäßigten Teils der Fans in die Arme der gewaltbereiten. Warum sollten sich erstere weiterhin in Dialoge und Initiativen einbringen, wenn sie hinterher doch nur medial verteufelt und polizeilich behandelt werden? (…) [Etwas Besseres als diesen Journalismus – publikative.org, 30. Oktober 2011]

“(…) was passierte wirklich in Dortmund (…)“, lässt unterdessen die sonntägliche Dresdner Morgenpost durch Dirk Löpelt nunmehr ansatzweise nachfragen. Also mittlerweile wirklich plötzlich Fragen über Fragen, scheinbar? Nun, die Antworten des DFB, der DFL werden – mehr oder weniger plakativ? – folgen …

[Dieser Artikel wurde am 30. Oktober 2011 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

SGD-Pressesprecher Buschmann kennt sich aus

Am 16. Oktober 2011 kam es im Vorfeld des Punktspiels in der 2. Bundesliga zwischen der SG Dynamo Dresden (SGD) und Alemannia Aachen zu einer Begegnung beider Fanlager. Ein “Bus mit Aachener Fans befand sich am Straßburger Platz als etwa 10 bis 15 Personen versuchten in den Bus zu gelangen. Als dies misslang, warfen Unbekannte mehrere Flaschen gegen den Bus. Dadurch wurden zwei Scheiben beschädigt. Die Höhe des Sachschadens beläuft sich auf rund 3.000 Euro“, teilte die Polizeidirektion Dresden am darauf folgenden Tag mit.

(…) Was war passiert? Statt auf einer weniger riskanten Route vom Hauptbahnhof her den Zugang zum Gästeblock anzusteuern, fuhr ein Bus am Straßburger Platz direkt um die dicht umlagerte Dresdner Fankneipe herum und kam dort etwa 45 Minuten vor Spielbeginn an der Ampel und im Stau auf der Lennéstraße wiederholt zum Stehen. Ein Augenzeuge (Name der Redaktion bekannt) berichtete: “Der Doppelstockbus war auf den ersten Blick nicht als Fanbus erkennbar, doch dann gingen oben Luken auf und Leute schauten raus, die mit Sprüchen und Gesten auf Stress aus waren. Die Dresdner Fans guckten sich alle an und fragten sich: Sind die lebensmüde?“ Auch eine Bustür sei kurz aufgegangen, Leute seien ausgestiegen, Pöbeleien ausgetauscht worden, so der “Normalo“-Fan, der mit seinem Sohn gerade auf dem Weg zum Spiel war. Dann versuchten laut Polizei 10 bis 15 Personen in den Bus zu gelangen, was aber misslang. Flaschen flogen auf beiden Seiten, die äußeren Scheiben zweier doppelt verglaster Busfenster gingen zu Bruch (…) [Dresdner Neueste Nachrichten, 19. Oktober]

Während Kristina Walther vom Fanprojekt Aachen noch rätselte, warum ein Alemannia-Bus an diesem Tag ausgerechnet die durchaus szenebekannte Dresdner Location Ackis Bierstube tangierte – “Das weiß keiner so genau. Woran es da gehakt hat, ist nicht geklärt. Eigentlich sollten die Busse von der Polizei zum Stadion geleitet werden. Es ist ein Treffpunkt mit der Polizei ausgemacht gewesen, aber es ist nicht einmal ganz klar, ob der Bus überhaupt da war“ – wusste einer der Pressesprecher der SGD, Henry Buschmann, scheinbar schon die Antwort –

“Das waren keine normalen Fans, da saßen Ultras drin …“

Aber unter Umständen haben ja die Dresdner Neueste Nachrichten Herrn Buschmann aus dem Zusammenhang heraus auch nur fälschlich verkürzt zitiert und er braucht sich dahingehend für nichts zu entschuldigen. Normale Fans sind eben nun mal keine Ultras und Pressesprecher eines Zweitliga-Vereins erst recht nicht. Also Herr Buschmann: Weiter so! Irgendwer wird Sie einst schon richtig verstehen.

[Dieser Artikel wurde am 22. Oktober 2011 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

Sondereinsatz Radebeul: Chemie Leipzig on Tour

Am 22. Oktober 2011 kommt es in der Wernesgrüner Landesliga Sachsen zum Punktspiel Radebeuler BC 08 gegen BSG Chemie Leipzig. Der Anpfiff zu dieser Begegnung auf dem Rasen im Lößnitzstadion Radebeul ist auf 15 Uhr terminiert.

So kann sich eine Ankündigung dieser Partie allerdings auch lesen: “Am Sonnabend werden 300 vermummte Leipziger Fußball-Fans erwartet. Die Polizei rät davon ab, Dynamo-Schals zu tragen“ (“Sorge wegen Hooligans in Radebeul“, Sächsische Zeitung). Ein Teil der Chemie-Fans sei bekannt für Randale, die Leipziger Ultras “allerdings nicht zu vergleichen mit denen von Dynamo. Zu Problemen komme es oft erst, wenn die Ultras einen Anlass zum Prügeln finden“, so der Artikelverfasser Peter Redlich – Fußballfans, Ultras, Hooligans mit wenigen Tastaturanschlägen mal eben ganz locker in eine Schublade schreibend. Und “deshalb wird Radebeul, auch zum ersten Mal, einen richtigen Polizeieinsatz erleben“. Da hat wohl jemand ziemlich kritiklos undifferenzierend fleißig von einem Sportredakeur selbiger Zeitung gelernt?

“… Wir bekommen Augenkrebs beim Lesen von Sven Geislers Artikeln …“ (Ultras Dynamo, ’Zentralorgan’ 7/11/12)

Einsatzleiter Torsten Schulze rät am kommenden Samstag – so jedenfalls die Sächsische Zeitung – den Radebeulern “dringend, nicht mit Dynamo-Schals aufzutreten“, denn wie bereits verkürzt zitiert, “zu Problemen komme es oft erst, wenn die Ultras einen Anlass zum Prügeln finden. Dies könnte beispielsweise ein Fan in Dynamo-Kleidung sein. Darauf würden die Leipziger allergisch reagieren“.

“… Zwischen den Fanblocks soll es einen Sicherheitszaun geben. Willomitzer rechnet mit insgesamt 400 bis 600 Leipzigern, darunter der harte Kern. Eigentlich fasse das Lößnitzstadion locker 5.000 Besucher. Deshalb hofft der [Radebeuler] Sportstättenchef, dass die Situation beherrschbar bleibt …“

Fast ansatzlos folgend formulierte Jörg Richter für die Sächsische Zeitung: “… Die Angst geht um in Radebeul. Dessen weinselige Idylle soll gestört werden. ’Vermummte Barbaren’ aus dem fernen Leipzig wollen zu Hunderten mit dem Zug in die kleine Stadt an der Lößnitz einfallen und sie aus ihrem Dresdner Vorortschlaf entreißen … – Doch sind die Chemie-Fans wirklich die bösen Chaoten mit dem Negativimage, das ihnen in jedes Stadion voraus eilt? …“ (“Angst vor Chemie-Fans berechtigt?“, Sächsische Zeitung). Die Leserin und der Leser werden schier hin und her gerissen zwischen Apokalypse und Apokalypse.

Der Radebeuler BC 08 unterdessen “lädt alle Fans und Fußballfreunde zum Heimspiel am kommenden Wochenende zum Lößnitzstadion ein“. Wie einfach liest sich das denn …

[Dieser Artikel wurde am 21. Oktober 2011 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

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