Dresden (2017) –


Der einen oder dem anderen mag es vielleicht bekannt vorkommen. Erdkundlich betrachtet. Und auch sonst. DER SPIEGEL spiegelt wider. Faktenreich. Mehr oder weniger. Geopolitisch. Städtebaulich. Fußballerisch. Politisch. Irgendwie.
“(…) Eine zierliche, blonde Studentin geht am helllichten Tag in eine Dresdner Plattenbausiedlung, dorthin, wo Dunkeldeutschland vielleicht am dunkelsten ist (…) Sie betritt Acki’s Sportsbar, die wegen rechter Krawalle berüchtigte Kneipe des Fanclubs von Dynamo Dresden. Das Stadion liegt nebenan, Aldi gegenüber, Spielautomaten dudeln, über dem Tresen hängt kalter Rauch (…)“ [DER SPIEGEL, 4. Februar 2017].
Begeben wir uns doch einmal selbst ganz vorsichtig an den Straßburger Platz in der sächsischen Landeshauptstadt. Und schauen. Ringsherum. Aldiplattenbausiedlerischer Anblick. So liest Frau oder Mann jedenfalls.
Und jetzt haben alle Beteiligten noch ’eine Stunde Zeit’ – do you remember the month of may 2014? – um ihr Wissen über die Dresdner Dynamo-Fanszene zu aktualisieren. Update läuft.
Besagte SPIEGEL-Kolumne von Fiona Ehlers in der Rubrik “Eine Meldung und ihre Geschichte“ wurde übrigens mit “Auf die Fakten!“ übertitelt. Quasi Fakten, Fakten, Fakten im Focus. Plaktativ angelesenes Hintergrundwissen, in guter Absicht? Von damals. Vielleicht.
Aber wabert da nicht kalter Rauch über den Tresen der Geschichte? How ever.
Werte Fiona Ehlers, sollten wir reden? Über innerstädtische Orientierung? Oder über mehr? Irgendwas. Irgendwie. Vielleicht. Irgendwann. An einem hellichten Tag. Eine Stunde Zeit?
Post Scriptum – Wir sehen uns in der angeblichen Plattenbausiedlung am Straßburger Platz? Gegenüber der Gläsernen Manufaktur? Bei Aldi? Oder doch im Ackis? Auf der Cockerwiese vielleicht? Hoffentlich verfehlen wir uns nicht. In Dresden? Ja?
Post Post Scriptum – Als Erkennungszeichen werde ich eine sich hellicht spiegelnde Blume, Insider*innen bekannt als ’Rosa Quasi Factotum’, in einem noch old school gedruckten Dresdner Stadtführer dabei haben. Haben Sie auch so einen Führer*innen-Plan? Ich bin schon aufgeregt, bisschen … Capice?
[Fundstück] Oliver Reinhard, “Lieber Genosse Björn Höcke! – Offener Brief an den heimlichen Antifaschisten und AfD-Gegner“, Sächsische Zeitung (Print-Ausgabe), Magazin, 21. Januar 2017 –
Ich weiß, viele Leser werden mich jetzt wieder für einen Hitlerfaschisten halten, aber ich muss Ihnen mal ein Kompliment machen: Sie spielen Ihre Rolle ausgezeichnet! (…)
(…) Sie sind in Wahrheit gar kein völkischer Nationalist und Geschichtsklitterer. Sie sind vielmehr ein heimlicher Antifaschist, ein U-Boot in Ihrer Partei, und haben nur ein Ziel: die AfD von innen heraus zu zerstören.
Okay Björn, ich verstehe ja, dass Sie dies vehement abstreiten würden (…) Aber Pardon, Sie altdeutsches Schlitzohr – mich können Sie nicht länger leimen! Ich bleibe auch nicht wie so viele lokale Bejubler auf der geschickt von Ihnen ausgelegten Dresden-müsste-deutsche-Hauptstadt-werden-Schleimspur kleben, ätsch.
Denn für mich und vor den Gesetzen der Logik ist sonnenklar: Wer wie Sie Geschichte studiert hat und Lehrer ist, kann unmöglich in vollem Ernst derartig viel ahistorischen und faktenwidrigen Unsinn von sich geben (…)
Also geben Sie es ruhig zu, Genosse Höcke: Ihre tatsächliche Mission besteht darin, die wahren völkischen Nationalisten in Ihrer Partei immer weiter nach rechtsextrem zu locken und den Bogen dabei irgendwann so sehr zu überspannen, dass die AfD auseinanderbricht (…) Sie klammheimlicher Terminator (…)
[Fundstück] Hermann L. Gremliza, “Drum rechts, zwei, drei!“, konkret, 1/2017 –
(…) Wenn alle Nazis werden, die alten Sozis und die neuen, die Grünen und die anderen Linksliberalen, kann der Extremismus einpacken. Ja, das ist ungerecht. Man sieht die Erfolge der Toleranz doch an jeder Hauswand: Alle, bis auf ein paar ohnmächtige Grüppchen, beteuern unentwegt, die Nazis seien keine, sondern besorgte Bürger mit ihren Sorgen, Nöten, Ängsten und Abwehrreflexen, die man ernst nehmen müsse. Richtig ist natürlich das Gegenteil: Das Verständnis, das sie überall finden, hat sie gesellschaftsfähig gemacht und ermutigt (…)
Schweine bleiben auch als arme Schweine Schweine. Verlust oder halluzinierter Verlust des Arbeitsplatzes an einen Flüchtling oder Asylbewerber ist kein strafmildernder Umstand fürs Anzünden einer Flüchtlingsunterkunft oder auch nur fürs Begaffen der Szene. Wer am Seelenleben oder wie man das nennt solcher besorgter Bürger andocken will, um sie heim ins Reich seiner Partei zu holen, wird zu ihrem Animateur. So geht die andere, die wahre Geschichte der deutschen Gegenwart (…)
Und das bleibt jetzt einfach mal so stehen. Unkommentiert. Warum auch? Läuft doch …
“(…) Es gibt außer der NPD in Deutschland keine Partei, von der eine Bedrohung unserer Demokratie ausgeht. Das gilt auch für die AfD. Sie ist in Wahlen erfolgreich. Sie wurde von Ökonomen gegründet, denen es um die soziale Marktwirtschaft ging. Sie wurden von Personen mit populistischen Begabungen verdrängt. Frau Petry hat ein politisches Talent. Sie und ihre Mitstreiter haben von den Grünen gelernt, wie man als neue Partei auftreten muss – sie provozieren (…) [Kurt Biedenkopf interviewt @ huffingtonpost.de, 22. November 2016]
“In Sachsen haben noch keine Häuser gebrannt, es ist auch noch niemand umgekommen … Und die sächsische Bevölkerung hat sich als völlig immun erwiesen gegenüber rechtsradikalen Versuchungen. In Sachsen gibt es keinen Grund, auf der Grundlage des Wahlverhaltens der Bevölkerung von einer Gefahr von rechts zu reden“ (Kurt Biedenkopf, November 2000).
Wie gesagt – “(…) Der frühere CDU-Generalsekretär und langjährige sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf sieht von der AfD keine Bedrohung für die Demokratie ausgehen und erwartet, dass sich die Alternative für Deutschland langfristig etablieren wird (…)“ [huffingtonpost.de, a.a.O].
Läuft also. Da brennt nichts an. Demokratietheoretisch.
“Keine Atempause, Geschichte wird gemacht, es geht voran“ (in memoriam Fehlfarben). Frei nach Hermann L. Gremliza ist in diesem Land nichts unmöglich.