Archiv der Kategorie: MedienScreen

Blickfang Ultra: Rückblick auf die Saison 2012/13

“Mal sehen, ob wir in einem Jahr einen erneuten Versuch wagen“, war noch im letztjährlichen Saisonheft 2011/12 von Blickfang Ultra (BFU) durchaus etwas kryptisch zu lesen. Und die BFU-Redaktion hat es erneut gewagt und gebar nun schon vor einigen Wochen den mittlerweile bereits dritten Rückblick auf eine wie auch immer abgelaufene Saison.

Das äußerlich Augenfälligste ist der Wechsel des Heftes auf ein eher unhandliches A4-Format. Geschuldet war dies vordergründig allerdings der vorliegenden Materialfülle: “Hätten wir das alles jetzt auf A5 pressen wollen, ihr würdet wohl jetzt ein 600 Seiten dickes Buch in euren Händen halten“ [BFU]. Aber auf die inneren Werte kommt es an und die sind beileibe nicht von schlechten Eltern des Heftgeburtsvorganges.

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Nachdem sich beim saisonalen 2010/11’er Rückblick aus dem ostdeutschen Raum sieben und für die Saison 2011/12 acht Ultra-Gruppen in den BFU-Heften darstellten, sind es in der aktuellen Ausgabe die folgenden neun alphabetisch aufgelisteten Vertretungen –

  • BLOCK U # 1. FC Magdeburg
  • ERFORDIA ULTRAS # FC Rot-Weiß Erfurt
  • HORDA AZZURO # FC Carl Zeiss Jena
  • RED KAOS 97 # FSV Zwickau
  • SAALEFRONT # Hallescher FC
  • ULTRAS CHEMNITZ # Chemnitzer FC
  • ULTRAS DYNAMO # SG Dynamo Dresden
  • ULTRAS GERA 99 # BSG Wismut Gera
  • WUHLESYNDIKAT # 1. FC Union Berlin

Neu in einem BFU-Saisonrückblick sind die Ranking-Rubriken für Choreos und Zaunfahnen und last but not least eine dreiseitige Zeitstrahlübersicht von Juli 2012 bis Mai 2013. Darüber hinaus gibt es einen Streifzug in Wort und Bild durch 23 europäische Pokalendspiele. In gewohnt hoher Druckqualität wird das Heft mit rund 500 Fotografien abgerundet. Auf den 292 farbigen Seiten präsentieren insgesamt 47 bundesdeutsche Ultra-Gruppierungen ihre vorsaisonale Sicht der Dinge aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln.

“(…) Viel diskutiert haben wir auch intern, warum nun diese und jene Gruppe dabei sein darf, ob das überhaupt sinnvoll ist und wo man die Messlatte für eine Teilnahme eigentlich anzusetzen hat. Eine allgemeingültige Lösung gibt es nicht. Ich persönlich sehe es zumindest nicht als meine Aufgabe an, Richter darüber zu spielen, wer gut und schlecht ist. Das sollen andere machen. Ich merk selber immer mehr, wie mich dieses überhebliche Getue von manchen Gruppen oder auch Einzelpersonen nervt. Bezogen aufs Heft kannste eh machen was du willst, es wird sowieso immer wieder das Negative gesehen und alles schlecht geredet. Ich warte schon auf die Statements der Oberschlauen, die sich über die Texte von Gruppe XY lustig machen. Anstatt die positiven und schönen Seiten eines solchen Projektes zu sehen, oder auch die viele Arbeit die dahintersteckt, wird direkt draufgehauen und sich lustig gemacht. Mein Tipp an den Personenkreis: Hüpft mal hoch und schaut in eure 3. Reihe, was da für Leute stehen. Weisste bescheid, ne?! (…)“ [Vorwort]

Blickfang Ultra Saisonrückblick 2012/13 ist mit 7,90 Euro ausgepreist, gleichwohl bei einem Händler des eigenen Vertrauens nach wie vor erhältlich. Und: Lesen bildet …

[Dieser Artikel wurde am 1. Oktober 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

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Pyrometer: Liste der Sanktionen des DFB

Fußball war früher emotionaler? Fußball war früher ehrlicher? Fußball war früher direkter, auf dem Rasen, auch auf den Rängen und rund um das Stadion? Fußball war früher – weniger überwacht, jedenfalls die Fans jedweder Provenienz. So jedenfalls geht die Mär der Geschichte, wie auch immer.

Datiert die Entdeckung des Feuers durch den Menschen eigentlich vor oder nach der Einführung des werbetechnisch wie auch immer umrahmt beschallten Eckballs auf fußballerischen Rasenflächen? Mit Bällen, Licht und Feuer sowie zuweilen anderen Dingen spielt die Menschheit schon länger …

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(Foto: O.M.)

’Es war Pflicht, jedem zu gestatten, an seinem Feuer sich selbst Feuer anzuzünden’ – Besagtes “Vom Feuer Feuer“ wird dem römischen Redner und Staatsmann Marcus Tullius Cicero (106 – 43 v. Christi) zugeschrieben.

Kurzer Exkurs, wenig Sinn? Doch schließlich entfachen aber gerade in der Neuzeit Feuer und Rauch auf den Rängen der Fußballstadien dieser Republik immer wieder Diskussionen um lichternde Fackeln. Für die Einen ist es quasi Teufelswerk, für die Anderen gewissermaßen Ausdruck ihrer Emotionen. Die Medien als solche wiederum schwanken in ihren dahingehenden Berichterstattungen zwischen ausschweifend verbaler Verteufelung und durchaus gar nicht so ablehnend kommentierten Bildern – “Die Union-Fans feierten mit bengalischen Feuern den Pokal-Auswärtssieg in Osnabrück“ (Dresdner Morgenpost, 27. September), so eine der zeitgeschichtlich letzten Kommentierungen des medialen Bereichs über pyrotechnische Empathie.

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es allerdings eine Gewaltenteilung, bei der die Medien zwar gern einmal als so genannte ’vierte Gewalt’ bezeichnet werden, aber letztendlich schreiben können, was ihnen lieb ist – nämlich, ob nun Pyrotechnik ein Verbrechen oder ein ansehnliches Spektakel ist, whatever.

Aber – apropos Gewaltenteilung – es gibt da ja auch noch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) – als wievielte Gewalt im Staate eigentlich? -, der das alles wiederum gar nicht lustig leuchtend findet, was da so leuchtet und wie zuweilen darüber berichtet wird. Und es gibt ja schließlich Gesetze und DFB-Richtlinien, an denen kein Bengalo-Feuer und farbiger Rauch vorbei kommen sollen, nicht einmal kontrolliert.

“Früher litten wir an Verbrechen, heute an Gesetzen“ (Tacitus, römischer Historiker und Politiker, um 55 n. Christi).

Der DFB als solcher erfüllt seine neuzeitlich gesetzliche Aufgabe – als wievielte Gewalt im Staate eigentlich? – aktuell vermutlich dadurch, dass er gemäß seinen starren Richtlinien gegen emotionales Feuer und den Rauch vorgeht, irgendwie jedenfalls scheint es. Die Historie um die angeblich konstruktiven Gesprächsrunden mit Initiativen wie beispielsweise Pyrotechnik legalisieren oder der Aktion 12:12 kann aus dem so genannten Rundordner der Geschichte ruhig noch einmal hervor geholt und nachgelesen werden.

“Öl ins Feuer gießen, ist gar nicht so dumm, meinte der Brandstifter“ (Walter Ludin, Schweizer Journalist, Redakteur, Aphoristiker und Buchautor).

Also sanktioniert der DFB – als wievielte Gewalt im Staate und im Dialog mit wem eigentlich? – ungestört weiter vor sich hin, zuweilen willkürlich, fallweise noch willkürlicher; unwillkürlich eher selten, so scheint es jedenfalls mitunter.

Die Internetpräsenz von Pyrometer listet seit geraumer Zeit schon “eine Übersicht aller Strafen, die der DFB für die Benutzung von Pyrotechnik und Böllern beziehungsweise Knallkörpern ausgesprochen hat“. Gleichfalls erwähnt werden auch verhängte Strafen für beispielsweise betitelte Platzstürme oder so genannte Flitzer. Die archivierten Jahrgänge bei Pyrometer sind nach Höhe der Strafe, Verein, Ligazugehörigkeit und Art des Vorwurfes jeweils sortierbar.

Auf Pyrometer kann sich die geneigte Leserin und der geneigte Leser jedenfalls also selbst ein Bild machen – “Quelle der Daten ist die Website des DFB“.

[Dieser Artikel wurde am 28. September 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]

MedienScreen # 31 [Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze, Zweifel]

[Fundstück]

(…) Das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen hat der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) per einstweiliger Anordnung verboten, den Jahresbericht 2011/12 unverändert weiter zu veröffentlichen (…)

Doch das Oberverwaltungsgericht geht noch weiter und hat offenbar grundlegende Zweifel an der Rechtmäßigkeit der jährlichen ZIS-Berichte. Denn das Gericht stellt in seinem Urteil fest, dass (…) auch “erhebliche Zweifel“ daran bestünden, “ob die Rechtsgrundlagen der Gewalttäterdateien“ überhaupt “zur Veröffentlichung darin verzeichneter Eintragungen ermächtigen.“ Damit steht nach Auffassung von Fananwälten die Publikation des Berichts insgesamt in Frage, soweit er Zahlen der Datei “Gewalttäter Sport“ veröffentlicht (…)

Die Behörde sei verpflichtet, wahrheitsgemäß und zurückhaltend zu berichten (…) Der jetzige Beschluss des Oberverwaltungsgerichtes ist bis zur Entscheidung im Hauptverfahren nicht anfechtbar (…)

[Dieser Beitrag wurde am 14. September 2013 bei Ostfussball.com publiziert.]

MedienScreen # 30 [Red Bull Leipzig, Heuschrecke]

[Fundstück] Christoph Ruf, “Wer sehen will, muss hören“, Sonntagsschuss, neues-deutschland.de, 9. September 2013 –

(…) Wer Hoffnungen weckt, ruft RB Leipzig auf den Plan. Das Salzburger Brause-Imperium mit Filiale im Sächsischen will bekanntlich in möglichst kurzer Zeit in der ersten Liga den Ruhm des Kaugummi-Gesöffs mehren (…)

Auch wenn RB Leipzig es geschickt anstellt – die Werbebedröhnung ist nicht exzessiver als bei den meisten Traditionsvereinen (was gegen letztere und nicht für RB Leipzig spricht) – im Vergleich zum Salzburger Imperialismus nimmt sich das Hoffenheim des Dietmar Hopp ja tatsächlich fast schon harmlos aus.

Ich verstehe jedenfalls all die traurigen Leipziger Fußballfans, die zu Lok oder einem der unzähligen Spaltprodukte von Chemie halten und mit einer Mischung aus Wut und Resignation auf die Zuschauerzahlen des neureichen Konkurrenten mit seinen vielen “Fans” im brandneuen Fantrikot schauen (…)

Sie werden schon bald Erstligafußball sehen können. Doch wer sehen will, muss auch hören: Alle Fankurven von Hamburg bis München werden sehr deutlich machen, was sie von einem roten Bullen halten, der in Wahrheit eine Heuschrecke ist.

[Dieser Beitrag wurde am 11. September 2013 bei Ostfussball.com publiziert.]

Chemnitzer FC: Kein ARD-Monatstor für Garbuschewski

In wenigen Tagen wird in der Sportschau der ARD das Tor des Monats August 2013 tituliert werden. Zur Abstimmung stehen allesamt unstreitig schöne Treffer –

  • Michael Hohnstedt (VfL Osnabrück) [17. August, vs. FC Hansa Rostock]
  • Sebastian Freis (SC Freiburg) [24. August, vs. TSG 1899 Hoffenheim]
  • Gaetano Manno (SC Preußen Münster) [10. August, vs. FC Rot-Weiß Erfurt]
  • Christian Gentner (VfB Stuttgart) [29. August, vs. HNK Rijeka]
  • Marc Andre Kruska (FC Energie Cottbus) [18. August, vs. VfR Aalen]

Gut, letztendlich können nur fünf Treffer nominiert werden. Aber war das tatsächlich schon alles an wirklich herausragenden Toren im August dieses Jahres? War da nicht noch was …?

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(Tore mag es einige geben – Foto: O.M.)

Bei der Drittliga-Begegnung zwischen SSV Jahn Regensburg und Chemnitzer FC am 17. August traf Ronny Garbuschewski in der 41. Spielminute zur zwischenzeitlichen 1:3-Führung des CFC in dieser Partie – mit einem Freistoß aus gut 45 Meter Entfernung. Und wurde hernach nicht als Kandidat für das Tor des Monats befunden. “Sehr schade, denn das war kein normales Tor“, sagte Garbuschewski aktuell gegenüber der Dresdner Morgenpost.

“Die Entscheidung über die Vorauswahl trifft die Sportschau-Redaktion in Köln. Offenbar waren die Kollegen der Meinung, dass ein Torwart-Fehler vorlag“, zitierte die Morgenpost auf Nachfrage Raiko Richter, Redaktionsleiter beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR).

Sportschau – Helau?

[Dieser Artikel wurde am 11. September 2013 bei Ostfussball.com veröffentlicht.]