Hooligans Elbflorenz. Leben im Dresdner K-Block?

Am Abend des 18. September dieses Jahres weilte Peter Lames (SPD), seines Zeichens amtierender Sportbürgermeister der sächsischen Landeshauptstadt, im Dresdner Stadion an der Lennéstraße. Bei besagtem Heimspiel von Dynamo Dresden gegen Hamburger SV (0:1) “konnte er mit anderen verkünden, dass die Fans sich für Rudolf Harbig als Namensgeber des Stadions entschieden haben. Doch es gab unschöne Szenen: Während der Verkündung im vollen Stadion entrollten einige im K-Block ein Spruchband“, berichtet aktuell die Sächsische Zeitung.

(Rudolf-Harbig-Stadion, 18. September 2018 – Foto: ultras-dynamo.de)

Das Banner mit der Ansage ’Gott vergibt – Dynamo nicht! Lames – wir vergessen nie!’ ist, so die Sächsische Zeitung, “auf etwas zu beziehen, das mehr als fünf Jahre zurückliegt. Im April 2013 hat Lames, damals noch Vorsitzender Richter am Landgericht, mehrere Mitglieder der ’Hooligans Elbflorenz’ zu zum Teil langjährigen Haftstrafen verurteilt. Mit dem Urteil hat Lames damals Rechtsgeschichte geschrieben“.

Peter Lames erklärte im Nachgang zu besagtem 18. September der Sächsischen Zeitung, er “finde es schon bemerkenswert, dass sich Teile der Fan-Szene von Dynamo Dresden auch nach Jahren noch mit Menschen solidarisieren, die strafrechtlich verurteilt wurden“.

… Dass diese Extremisten nun durch das Spruchband erneut bei Dynamo Dresden unangenehm auffallen, kann sich der Verein nicht erklären. “Das Spruchband wurde im Vorfeld des Spiels nicht bei uns angemeldet, somit konnten wir nicht rechtzeitig intervenieren“, so Dynamo-Geschäftsführer Michael Born. Generell sei ausgemacht, dass Spruchbänder und andere Meinungsäußerungen vorher angemeldet werden. Auch wegen bereits schlechter Erfahrungen mit einigen aus der Fanszene in der Vergangenheit. “Diesen Verstoß gegen die gewohnten Abläufe werden wir im direkten Gespräch zeitnah mit unserer aktiven Fanszene thematisieren“, erklärt Born … (Sächsische Zeitung, Print-Ausgabe, 29. September 2018).

Die Sächsische Zeitung zitiert Peter Lames, dass seiner Meinung nach, “dieses Spruchband [vom 18. September] die Haltung von maximal 200 Personen ausdrückt“ … “Aber sicher nicht von allen, die im K-Block stehen.“

(“… Der K-Block steht hinter euch!!“ – *Foto: O.M.)

[*Rudolf-Harbig-Stadion, Dynamo Dresden vs. SK Rapid Wien, Testspiel, 23. Januar 2010]

(Rudolf-Harbig-Stadion, 28. November 2015 – Foto: bultras.net)
(Rudolf-Harbig-Stadion, 3. März 2017 – Foto: ultras-dynamo.de)

… Den Verantwortlichen bei Dynamo ist der [aktuelle] Vorfall merkbar peinlich … (Sächsische Zeitung).

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MedienScreen # 194 [Recht haben mit Fischer. Hetzjagd als solche]

[Fundstück] Thomas Fischer, “Offenkundig außer Kontrolle“, SPIEGEL ONLINE, 14. September 2018 –

(…) Bei einer von zu schwachen Polizeikräften nur unzureichend kontrollierbaren Demonstration rechtsradikaler und nationalsozialistischer Gruppierungen, mit Sympathie begleitet von angeblich “normalen“ Chemnitzer Bürgern, kam es zu zahlreichen Äußerungs-Straftaten (Hitlergruß, NS-Parolen, Bedrohungen) und gewaltsamen Auseinandersetzungen, bei denen ausländisch aussehende Personen angegriffen, verfolgt und geschlagen wurden; außerdem wurde ein jüdisches Restaurant angegriffen.

Seither tobt ein beispiellos alberner Interview- und Verlautbarungskrieg darüber, ob die Beurteilung (…), es sei zu abstoßenden “Hetzjagden“ durch einen rechtsradikalen “Mob“ gekommen, zutreffend, germanistisch richtig, inhaltlich angemessen, politisch zumutbar und genügend sensibel war und ist. An dieser gesamtdeutschen Deutschlehrerkonferenz nehmen unter anderem teil: eine Bundeskanzlerin, mehrere Bundesminister, mindestens ein Ministerpräsident, ein Verfassungsschutzpräsident, Oberbürgermeister, Intendanten, Chefredakteure, Mitglieder einer rassistischen Partei, Mahner und Warner, Kommentatoren. Bei dieser Gelegenheit werden auch gleich noch einige andere Begriffe des deutschen Wortschatzes neu vermessen (…)

Das ist aus verschiedenen Gründen erstaunlich. Zum einen ist der Wortstreit ein sensationeller kommunikativer Erfolg der rechtsradikal-nationalsozialistischen Minderheit und daher eine deprimierende kommunikative Insolvenz des von ihr bekämpften “Systems“. Intellektuell und sozial randständige Persönlichkeiten (…) zwingen die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und des Freistaats Sachsen zu einer öffentlichen Diskussion darüber, ob man das “kurzfristige Verfolgen“ von Ausländern durch Nationalsozialisten als “Hetzjagd“ bezeichnen dürfe (…)

Gemeinhin ist der normal besorgte Bürger weniger empfindsam, wenn es um Sprache geht (…)

ES geht weiter? Saisonrückblick 2017/18 von Blickfang Ultra.

Was war da nicht alles zu lesen in den letztjährlichen Saisonrückblicken von Blickfang Ultra (BFU), die ja schon seit geraumer Zeit immer wieder publiziert werden …

“… Mal sehen, ob wir in einem Jahr einen erneuten Versuch wagen …“ [BFU-Saisonrückblick 2011/12, Vorwort].

“… Ich persönlich sehe es zumindest nicht als meine Aufgabe an, Richter darüber zu spielen, wer gut und schlecht ist. Das sollen andere machen. Ich merk selber immer mehr, wie mich dieses überhebliche Getue von manchen Gruppen oder auch Einzelpersonen nervt …“ [BFU-Saisonrückblick 2012/13, Vorwort].

“… ob es zukünftig überhaupt noch Sinn macht, das Projekt auch im kommenden Sommer zu stemmen. Aus derzeitiger Sicht natürlich noch gar nicht zu beantworten, mal schauen und abwarten, was die Zukunft so bringt. Jetzt aufzugeben und dem schnelllebigen Internet das Feld zu überlassen, wäre aber ja auch eigentlich doof und entspricht nicht dem Naturell eines Ultras …“ [Mirko Otto, ’Salut!’ im BFU-Saisonrückblick 2013/14].

“… Einige wird es vielleicht traurig stimmen, andere gar nachdenklich und anderen wird es schlichtweg egal sein, aber das vor euch liegende Pamphlet wird mit großer Wahrscheinlichkeit das letzte seiner Baureihe sein …“ [Mirko Otto, ’Salut!’ im BFU-Saisonrückblick 2014/15].

“… Wie sich die Sache zukünftig gestaltet, sprich, ob es auch im kommenden Sommer eine Fortsetzung geben wird, ist im Moment noch offen …“ [Mirko Otto, Intro im BFU-Saisonrückblick 2015/16].

“… Ja, es geht weiter, zumindest vorerst …“ [Mirko Otto, ’Hallo’ im BFU-Saisonrückblick 2016/17].

Und nun – fast ankündigungslos – ist ES da, der Saisonrückblick 2017/18 von Blickfang Ultra.

Allein schon das Titelcover ist – wie bisher eigentlich fast ununterbrochen – durchaus schick, andeutungsvoll, kann aber jenes aus dem Vorjahr kaum toppen. Was in den Folgejahren, so lange es diesen BFU-Saisonrückblick noch geben sollte, sowieso schwerlich zu fabrizieren sein wird. Aber die Geschmäcker sind ja verschieden.

Und der Inhalt? Wie immer: Prächtig. Lesenswert.

Bundesdeutsche Ultra-Szenen schildern ihre Sicht der Dinge, sowie – wohl erstmalig so praktiziert – Gruppen aus benachbarten Ländern ebenso.

Das ganze gedruckte Teil ist letztendlich auch von den Bildern her sehr sehenswert. Allerdings hat die Layout-Abteilung in der diesjährigen Ausgabe hier und da bei der Schriftsetzung wohl etwas flüchtig gewerkelt, leider. Schade.

Dem, wie gewohnt, qualitätsmäßig bestens gedruckten Erzeugnis seien solche Kleinigkeiten allerdings gern verziehen. Einmalig, so wie es ist. Immer noch. Und immer wieder?

“… Ich wünsche allen Lesern vergnügliche Stunden beim Lesen des monumentalen Gesamtwerkes. Wir hören … voneinander … spätestens in einem Jahr zur neuerlichen Auflage des Saisonrückblicks …“ [Mirko Otto, ’Vorwort’ im BFU-Saisonrückblick 2017/18].

Und, nur mal so angemerkt, bei einer Händlerin/einem Händler des eigenen Vertrauens ist Blickfang Ultra Saisonrückblick 2017/18 garantiert noch vorrätig. Es lohnt sich.

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Michael Kretschmer – Dein sächsisches Paradies gib uns heute?

Die Regierungserklärung des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) vom 5. September dieses Jahres wird unverrückbar so stehen bleiben. Wie in hellbraunen Sandstein gemeißelt. Deutlich. Historisch. So oder so.

[phoenix, YouTube.com, 5. September 2018]

MeyView.com dokumentiert im Folgenden – aus einem zeitlich begrenzten Sichtfenster und ohne jedweden Anspruch auf Vollständigkeit – wie die Sicht der Dinge auch interpretiert werden kann, so oder so …

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(Screenshots Twitter: O.M.)

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